Ein Hauch von Revolution ISRAEL NASH

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Er lässt sich nicht auf die Macht der Gewohnheit ein: Nach 15 Jahren im Business wagt Israel Nash mit OZARKER einen Genresprung. Weg von der Weltflucht, hin zum Erdigen und zur Heimat. Er kritisiert Politik, Gesellschaft und Musikindustrie. Ein Gespräch mit dem Kult-Star.

Weit war sein Weg nicht. Israel Nash hatte zuvor einen Auftritt auf einem Festival in Dänemark, nun ist er in Berlin. Auf dem Programm steht ein Akustik-Set bei einem Fan-Event im angesagten Bezirk Neukölln. Im Interview geht es um seinen neuen Karriereabschnitt. Nash verlässt die Route, die er mit LIFTED und TOPAZ eingeschlagen hatte. Die kosmische Verbindung ist gekappt. Er besteht nicht mehr auf das, was er „Hippie Spiritual“ nennt. Die Musik ist direkter und leidenschaftlicher. Man muss sich nicht mehr CSN, Van Morrison oder Chris Bell als Orientierungspunkte vorstellen. Nash hat sich den Heartland-Rock ausgeguckt, einen Stil, der heute nicht mehr die ganz große Rolle spielt, anders als 1984, zum Zeitpunkt des Erscheinens von BORN IN THE U.S.A. Das ist Nash egal. Es zog ihn in diese Richtung, er konnte dem Drang nicht widerstehen. Es ist für ihn der Sound seiner Heimat im Bundesstaat Missouri, wo sich auch das Ozark-Hochland bef indet.

Reden wir angesichts des Titels OZAR-KER zunächst über deine momentane Basis. Du bist in den USA ganz schön herumgekommen. Von Missouri ging es nach New York, heute bist du in Texas zu Hause. Ziehst du wieder um?

Nein, ich bin fest in Texas angekommen. Ich habe mir dort eine Ranch gekauft, der Preis war erträglich. Mein Studio bef indet sich auf der Ranch, meine pensionierten Eltern und die meiner Frau leben auf dem Gelände. Ich werde nach der Tour aber wieder kurz nach Missouri fahren und den Journalisten meine Großmutter und Freunde vorstellen. Durch sie sollen deine Kollegen eine Sicht auf den Ort und die Menschen erhalten.

Was werden sie dann erfahren?

Sie werden sehen, wie sich alles verändert hat. Es gibt keine Fabriken mehr, die Wirtschaft kommt nicht in die Gänge. Viele Menschen leben in kleinen Städten mit nicht mehr als tausend Einwohnern. Man kümmert sich nicht um sie, sieht sie als Hinterwäldler an. Aber sie haben alle ihre Geschichte zu erzählen. Ich bin quasi ihr Sprachrohr, weil ich mich dort auskenne.

Gib uns Beispiele in den neuen Liedern.

Der Titelsong handelt von meinem Urgroßvater. Er hatte nie viel Geld und war froh, als er im Ozark-Bergland einen Job auf einer Apfelplantage bekam. Das ist eine Geschichte aus meiner Familie, sie bringt mich zu meinen Ursprüngen zurück. Ich f inde auch ›Lost In America‹ wichtig. Es geht um Leute, die im Vietnam-Krieg kämpften und danach an den Folgen litten, die bis heute ganze Familien belasten. Sie fühlen sich abgestellt, weil sie in der Provinz leben und keinen Ausweg sehen. Ich möchte ihnen Kraft geben.

Heartland-

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