AUSLESE KRITIKEN

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Duff McKagan

Der Gunner überzeugt mit reflektierten Tracks zwischen Country-Coolness und Rock

THE WORLD IS FLAT/SPV

CHARLES PETERSON

Ist Duff McKagan der Coolste bei Guns N’ Roses? Wenn er so extrem lässig und breitbeinig mit tiefhängendem Bass – ein Fender Duff McKagan DLX P Bass RW WPL, um genau zu sein – auf der Bühne steht, ist man durchaus geneigt, das zu bejahen. Umso mehr, als er über die Jahre neben den Gunners mit weiteren coolen Combos wie Neurotic Outsiders, Loaded oder den Walking Papers die Studios und Bühnen gerockt hat. Auch sein neuester Solo-Output LIGHTHOUSE ist alles andere als uncool, sonst hätten Slash, Jerry Cantrell und Iggy Pop garantiert nicht als Gäste mitgewirkt. Wobei das nur das i-Tüpfelchen ist. McKagan muss gar nicht heftig auf den Putz hauen, stattdessen inszeniert er seine extrem reflektiert wirkenden Lieder zwischen Singer/Songwriter, Country-Coolness und – bei seiner Vergangenheit logisch – auch Rock. Punkig geht es im Gegensatz zu früheren Releases eher wenig zu, höchstens was die Intensität der Kompositionen und der Lyrics angeht. Sein spezielles Timbre ist natürlich Geschmackssache, aber es ist markant, markig und unglaublich charismatisch – und wirkt gerade auf einer ruhigeren akustischen Nummer wie ›I Just Don’t Know‹ mit den scheinbar autobiografischen Lyrics besonders ausdrucksstark. Selbst die Streicher schaffen es nicht, dieses Stück zu verkitschen, dermaßen authentisch kommt es im Americana-Stil rüber.

Allah-Las

INNOVATIVE LEISURE/H’ART

Die Retro-Band öffnet ihren Klangkosmos für Krautrock, Electro und sogar ProgSeit zehn Jahren arbeiten die Allah-Las aus Los Angeles an einer Musik, die Vergangenes in die Gegenwart holt. Der Ansatz der Gruppe war zunächst streng, die frühen Platten klangen nach Retro-Rock aus der Garage mit leicht modernem Anstrich. Mit den Jahren hat sich die Gruppe immer weiter geöffnet, ihr fünftes Album ZUMA 85 besitzt Elemente, die zuvor nicht Bestandteil der Allah-Las-Welt waren. Kosmische Musik zum Beispiel, also der Sound von deutschen Erneuerern wie Neu! oder Can mit ihren monotonen Beats und mathematischen Strukturen. Dazu elektronisch-ambienthafte Klänge im Stil von Brian Eno, 90er-Indierock oder dezente Prog-Elemente, die dazu führen, dass mehrere Lieder deutlich länger als vier Minuten lang sind – was auf den ersten Platten nicht vorkam, da waren drei Minuten die Standardlänge. Ein perfektes Beispiel für die neue Offenheit ist das Titelstück: Es kommt ohne Gesang aus, die Gitarren verweisen auf Michael Rother oder Manuel Göttsching, der Einfluss von deutscher Musik ist hier besonders offensichtlich.

Die Allah-Las fühlen sich hörbar wohl in ihren neuen Welten: So entspannt wie auf ZUMA 85 klangen die Kalifornier jedenfalls noch nie.

Ananda Mida

GO DOWN RECORDS

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