THE DEAD DAISIES

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„Sowas von bereit“

Als man John Corabi im Juli anzoomt, sitzt sel

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»Ich glaube nicht an Cancel Culture.«

5. & 6. Februar 2025, Berlin. Peter Doherty tritt durch die Tür des Nightliners auf den Parkplatz der Berliner Columbiahalle. Der Musiker hat eine zwölfstündige Busfahrt über Nacht hinter sich, am Abend spielt er ein Konzert mit seiner Band, den Libertines. Morgen wird er eine Ausstellung mit seinen Werken in der janinebeangallery in Berlin-Mitte eröffnen, die so heißt wie sein neues Soloalbum »Felt Better Alive«. Vor dem Musiker liegen zwei randvolle Tage, die im Kontrast zu dem ruhigen Landleben stehen, das Doherty seit einigen Jahren mit seiner Familie in der Normandie führt. Der Brite trägt eine hellbraune Schiebermütze zu verwaschenem Denim-Outfit, ein schwarzes T-Shirt und Schnurrbart. Er hat deutlich abgenommen und wirkt so agil, frisch und gesund wie vermutlich noch nie. Zur Begrüßung schnappt er sich das Reportermikrofon: »1, 2, 3 …« Er zählt bis sechzig, es geht erstaunlich schnell.

GALORE Interviews
»Ich schätze es sehr, der weithin bekannte Underdog zu sein.«

07. April 2025, Hamburg. Guildo Horn wirkt in der modernen Hotel-Lobby wie ein Nierentisch auf der Kommandobrücke der Enterprise. Dabei ist er in zivil eher unauffällig gekleidet, trägt einen braunen Retro-Anzug mit passendem Schal. Und doch: Die Haare verraten ihn, zudem ist er ein erstaunlicher Hüne. Wir setzen uns, sofort beginnt das Gespräch, dessen vereinbarte 75 Minuten im Fluge vergehen. Der Entertainer bestellt Tee und einen Gurkensalat und spricht mitreißend über früheste Kindheitserinnerungen, seinen Auftrag, die Schlagermusik in ungeahnte Bereiche zu dehnen – doch vor allem über sein Herzensthema: den Kontakt und Austausch mit geistig behinderten Menschen. Mitten im Gespräch unterbricht ein Paar aus Süddeutschland: »Könnten wir kurz ein Selfie machen? Ich mag Sie ja gar nicht so als Sänger. Aber Nussecken backe ich regelmäßig nach Ihrem Rezept! Wahnsinnig lecker!« Guildo Horn nimmt dieses etwas vergiftete Kompliment gelassen – wie so ziemlich alles.

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»Deutschland muss runter von der Veranda!«

4. Mai 2025, Mallorca. Oliver Masucci kokettiert gerne mit seiner Unpünktlichkeit. In den Videocall wählt er sich jedoch nur wenige Minuten zu spät ein. Um noch einmal kurz zu verschwinden: Kaffee und Kopfhörer holen. Dann jedoch nimmt der vielbeschäftigte Schauspieler sich Zeit, viel mehr als gedacht. Dieser Sonntagvormittag verspricht ein wenig Ruhe – und damit Gelegenheit für einen Ausflug in die Vergangenheit: In Aljoscha Pauses Dokumentarfilm »Fritz Litzmann, mein Vater und ich« tritt Masucci als Zeitzeuge auf. Er erinnert sich an die wilden 80er- und 90er-Jahre in Bonn, als sich das Kabarett-Theater Pantheon an den Wochenenden in einen Nachtclub verwandelte. Masucci war Stammgast. Diese Bonner Jahre sind auch ein zentrales Puzzlestück in seinem Buch »Träumertänzer«, das nicht nur Autobiografie, sondern auch ein Porträt seines italienischen Vaters ist. Im Gespräch fügt sich alles zusammen: Ängste und Defizite, Arbeit und Familie sowie der immerwährende Wunsch, sichtbar und wirksam zu sein.

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