Über alte Tasten, die befreien können

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SMARTPHONE-SUCHT

Vor sechs Monaten habe ich mein Smartphone in eine Schublade verbannt. Seither nutzte ich ein Handy von Nokia. Eins mit Tasten. Damit wollte ich weniger auf Social Media sein, besser schlafen. Über einen Selbstversuch

FOTO: Roman Mykhalchuk/GETTY IMAGES

Eigentlich wollte ich nur die Uhrzeit checken. Doch mein Finger hatte eine andere Idee. Er wischte und tippte. Und schon war ich wieder auf Instagram, scrollte an Heute Show-Memes und den Urlaubsfotos einer Freundin entlang.

Weiter gings mit einem YouTube-Video, das mir erklärte, wie ich denn Papst werden könnte. Aber wie viel Uhr wir haben?

Keine Ahnung.

Mit dieser Erfahrung bin ich nicht der Einzige. Viele Nutzer berichten, dass sie mehr Zeit am Handy verbringen, als sie eigentlich wollen. 61 Prozent der Jugendlichen geht es so, wie die repräsentative CHIP 05/2024_31/03/2024_R „JIM“-Studie für das Jahr 2023 feststellte.

Das hat Gründe. Mehrere Stunden wischen und tippen wir täglich auf unseren Smartphones herum. Laut der JIM-Studie sind es bei 18- bis 19-Jährigen sogar 261 Minuten pro Tag – fast ihre gesamte Freizeit. Denn die beziffern junge Erwachsene laut einer ZDF-Umfrage auf 267 Minuten.

Mehr als nur verlorene Zeit

Doch zu viel Zeit vor dem Bildschirm kann negative Folgen haben. Das habe ich nicht zuletzt an mir selbst gemerkt.

Nachdem ich ins Bett gegangen war, kam es oft noch vor, dass meine Augen stundenlang von einem YouTube-Short zum nächsten wandern. Diese drehten sich dann um Steaks, um die neuesten Tech-Trends, um Tschernobyl oder auch um Pen&Paper-Spiele – je nachdem, was der eadly Algorithmus gerade für mich vorsah. Und das ging dann so lange, bis ich vor Müdigkeit das Bewusstsein verlor.

Das führte oft dazu, dass ich mich mit nur wenigen Stunden Schlaf in die Uni schleppte. Und damit nicht genug. Auch sonst nahm mein Smartphone-Konsum überhand. Denn egal ob beim Zähneputzen, beim Kaffeemachen oder Bahnfahren: Es gab kaum eine Minute, in der ich nicht irgendwas mit meinem Smartphone machte. Dabei war mir durchaus bewusst, dass das nicht gut sein konnte. Doch das reflektierte ich nicht wirklich. Denn dafür war ich zu beschäftigt.

Folgen für das Wohlbefinden

Tatsächlich zeigt ein Blick in die Forschung, dass so viel Bildschirmzeit negative Folgen haben kann. Wie eine Meta-Studie der pädagogischen Universität Changhua in Taiwan darlegt, können mit einer problematischen Nutzung sozialer Medien Depressionen und Einsamkeit einhergehen. Zudem könne sich ein zu hoher Konsum negativ auf Selbstvertrauen und Lebenszufriedenheit auswirken.

Es ist jedoch nicht alles schlecht: Einige Forscher heben auch hervor, dass soziale Medien positive Effekte haben können. Sie könnten beispielsweise den sozialen Zusammenhalt stärken oder dazu beitragen, soziale Iso

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