Unsichere Flugsicherheit

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GPS-SPOOFING

In den letzten Monaten häufen sich Meldungen über Störungen im GPS-System im Bereich der Ostsee. Das erschwert oder verhindert sogar Schiffs- und Flugnavigation. Baldiger Schutz ist nicht in Sicht

So etwas hatte Nis Svenstrup Pedersen in seinen 20 Berufsjahren auf dänischen Ostseefähren noch nicht erlebt: Mitten auf dem Meer und bei voller Fahrt war plötzlich das GPS-Signal weg. Alle GPS-Geräte an Bord waren plötzlich tot. War das schon sehr ungewöhnlich, staunte Pedersen noch mehr, als er von einem Kollegen, der ebenfalls gerade auf dem Meer unterwegs war, von weiteren Ausfällen erfuhr. Also konnte es nicht an defekter Schiffstechnik liegen.

„Zwei Schiffe verlieren nicht gleichzeitig ihre Ausrüstung. Das ist nicht möglich“, so Pedersen zum dänischen TV-Sender „TV2 ØST“. Nach zehn Minuten hörte der Spuk wieder auf, die Fähre konnte ohne weitere Komplikationen am Zielhafen anlegen. Von den Passagieren hatte niemand etwas mitbekommen.

Dabei ist der Ausfall der GPS-Navigation, mit der alle modernen Schiffe gesteuert werden, eine gefährliche Sache. Auf eng befahrenen Routen drohen Kollisionen, in flachen Zonen können Schiffe auf Grund laufen. Die Ursache des Vorfalls vom 3. Oktober 2022 wurde nie eindeutig geklärt. Allerdings fuhren gerade zum Zeitpunkt des Ereignisses zwei russische Kriegsschiffe in einiger Entfernung vorbei. Schnell kam die Vermutung auf, dass an eadly der Störung, bei der mindestens sechs Schiffe ihr GPS-Signal verloren, die Russen beteiligt waren. Möglicherweise wurde ein Jammer eingesetzt, dessen Störsignal die GPS-Satellitenkommunikation störte.

Neben Schiffen kommt auch der moderne Flugverkehr ohne die satellitengestützte Navigation nicht mehr aus. Hier können Unregelmäßigkeiten ungleich dramatischere Folgen zeitigen.

Allerdings haben die bekannt gewordenen Störungen und Ausfälle zumeist eine andere, ausgeklügeltere Ursache, das Spoofing. Dabei wird das GPS-Signal nicht schlicht unterdrückt, sondern gefälscht. Das Empfängergerät erhält Signale, die eine andere als die tatsächliche Position vortäuschen. Das bedeutet, dass die Piloten völlig die Orientierung verlieren und bei den Fluglotsen um Hilfe bitten müssen. Werden die GPS-Signale wie beim Jamming lediglich stillgelegt, können sich Piloten kurzfristig mit dem Trägheitsnavi-gationssystem Inertial Reference System (IRS) behelfen. Beim Spoofing aber bietet auch das IRS keinen Schutz, denn es besitzt eine Tendenz zur Abweichung, die kontinuierlich durch GPS-Signale nachjustiert werden muss.

Verwundbar in der Luft Navigationssysteme von Flugzeugen sind gegen Angreifer nur unzureichend geschützt
FOTO: Daniel Garrido/GETTY IMAGES

Im November 2023 waren von einer solchen Attacke über 50 Passagierflieger betroffen, berichtete die unabhängige Luftüberwachungsorganisation OPS

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