KI im Kampf

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Deutsche Experten entwickeln eine Simulationsumgebung für KI-basierte, militärische Entscheidungen. Dabei werden Verteidigungsszenarien trainiert, wie etwa die Abwehr von Drohnenschwärmen. Wo sind die Grenzen?

 
ILLUSTRATION: GHOSTPLAY SCENARIO HENSOLDT AG

Seit in der Ukraine der russische Angriffskrieg mit seinen Leiden und Zerstörungen tobt, hat er schon viele überkommene Glaubenssätze der Militärstrategen über den Haufen geworfen. Panzer spielen bei den Offensiv- und Verteidigungsaktionen längst nicht die Rolle, wie das die Fachleute für Operationen in dem weitläufigen, ebenen Land angenommen hatten. Dafür sind andere Systeme in den Fokus gerückt, die noch vor wenigen Jahren niemand auf dem Schirm hatte: Drohnen. Die unbemannten Flugkörper dienen zur Erkundung, Überwachung und Zerstörung feindlicher Truppen und Geräte.

Russland setzt sie in der Ukraine in großer Zahl gegen Ziele aller Art ein. Mangels eigener Produktionskapazitäten werden Drohnen umfangreich aus dem Ausland zugekauft. Dazu gehören iranische Shahed-Drohnen. Ihr günstiger Preis von 20.000 Dollar macht sie zur perfekten Massenangriffswaffe. Wenn Drohnenschwärme in großer Zahl anfliegen, ist die Flugabwehr oft überfordert. Teure Verteidigungssysteme wie das von der Bundeswehr zur Verfügung gestellte Iris-T sind zum Abschuss der billigen Shaheds ungeeignet, jede der Feststoffraketen kostet an die 400.000 Dollar.

Zur Abwehr einfliegender Drohnen setzten Militärexperten auch auf Künstliche Intelligenz (KI). Dabei geht es nicht um „schlaue Roboter“, die mit direkter physischer Gewalt agieren und auch Menschen Schaden zufügen können. Rainer Mühlhoff, Professor für Ethik der Künstlichen Intelligenz an der Uni Osnabrück, weist darauf hin, dass viele bei dieser Frage einer „Fehleinschätzung“ unterlägen.

„Sie gehen zu sehr von der Science-Fiction-Idee aus, dass KI uns immer in der Gestalt von Robotern oder Maschinen gegenübertritt.“ Auf 99 Prozent der aktuell relevanten KI-Systeme treffe genau das aber gar nicht zu. Deshalb, so Mühlhoff, „werden viele gravierende ethische Probleme von KI durch diese Fragestellung nicht adressiert und gar nicht als Problem erkannt. Der Großteil der aktuellen KI findet im Kontext vernetzter Medien statt, es handelt sich um datenbasierte KI“.

Geisterspiel im Simulator

Was das konkret bedeutet, wird gerade in einem Projekt erforscht, das die Bundeswehr, das Münchener Startup 21 Strategies und das Rüstungsunternehmen Hensoldt seit 2021 und noch bis Ende dieses Jahres durchführen. Es trägt den geheimnisvollen Namen „GhostPlay“ und beruht auf einem synthetischen Simulationsumfeld.

Darin wird ein Gefechtsfeld dargestellt, in dem es auf Entscheidungen und Operationen im höchsten Tempo ankommt. Bei GhostPlay geht es vor allem um die Abwehr einfliegender Drohnen. Eines der Szena

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