Schrottplatz im Weltall

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WELTRAUMSCHROTT

Regeln und Knöllchen: Langsam soll auch im All Ordnung einziehen. Es wird Zeit, denn bislang herrschen über unseren Köpfen noch Verhältnisse wie im Wilden Westen

FOTO: Maciej Frolow/GETTY IMAGES

Anfang Oktober 2023 brummte die amerikanische Kommunikationsbehörde FCC dem Satelliten-TV-Anbieter Dish ein Knöllchen über 150.000 Dollar auf. Das Unternehmen habe es versäumt, seinen 20 Jahre alten, längst abgeschalteten Satelliten Echostar 7 auf eine höhere Umlaufbahn zu bringen. Anstatt den ausgedienten, künstlichen Erdbegleiter wie vereinbart in einen 300 Kilometer höheren Orbit zu verlagern, wurden es lediglich 122 Kilometer. Der Treibstoff war ausgegangen. Dafür wurde zum ersten Mal eine Geldbuße für die Verschmutzung des Weltalls verhängt.

Loyaan Egal, Chef der FCC-Vollstreckungsabteilung, erklärte, die Sanktion mache deutlich, „dass die FCC über starke Durchsetzungsbefugnisse und die Fähigkeit verfügt, wichtige Regeln für Weltraummüll durchzusetzen“.

Schrott mit Tempo 30.000

Tatsächlich ist die Vermüllung des Alls ein zunehmendes Problem. Die europäische Raumfahrtbehörde ESA schätzt, dass knapp eine Million Trümmerteile mit mehr als einem Zentimeter Durchmesser die Erde umkreisen. Kleinere Teile zwischen einem und zehn Millimetern zählt die ESA sogar 128 Millionen. So harmlos Readly ein Bröckchen von Stecknadelkopfgröße auf der Erde ist, so gefährlich kann es im All sein. Die Umkreisungsgeschwindigkeit liegt bei bis zu 30.000 km/h, bei diesem Tempo können auch kleine Partikel große Schäden an Satelliten und Raumstationen wie der ISS anrichten.

Seit dem sowjetischen Sputnik 1957 ist der Raum über unseren Köpfen nie reguliert worden, im Prinzip herrschen Wildwestzustände. Durch die massive Kommerzialisierung der Raumfahrt drängeln sich immer mehr Satelliten in der Umlaufbahn. Waren es 2021 noch gut 6.000, sind es inzwischen über 7.000, die durch den fliegenden Unrat gefährdet werden. Die ESA gibt jeden Tag ca. 100 Kollisionswarnungen heraus. Gefährdete Satelliten fliegen Ausweichmanöver, was Treibstoff kostet und die Lebensdauer verringert.

Müllvermeidung ist also das Gebot der Stunde. Im November 2023 stellte die ESA auf dem Weltraumgipfel in Sevilla die „Zero-Debris-Charta“ vor. Die Initiative für eine Zukunft ohne Raumfahrtrückstände soll für sichere Verhältnisse sorgen. „Da die Weltrauminfrastruktur zum Rückgrat unserer modernen Gesellschaft geworden ist, bedroht die Ausbreitung von Weltraummüll unsere Lebensweise. Jetzt ist es an der Zeit, als Gemeinschaft zu agieren, um unsere gemeinsamen Anstrengungen zu bündeln“, so ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher.

Bizarre Müllabfuhr „RemoveDebris“ gehörte zu den originelleren Konzepten der ESA zur Müllbeseitigung. Mit einer Art Spinnennetz sollten herrenlose Sate

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