Grünes Kerosin – günstig produziert

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GREEN CHIPS

Europäische Fluglinien müssen bis 2050 klimaneutral sein – doch nachhaltige Kraftstoffe sind rar und teuer. Ein Start-up entwickelt ein Produktionssystem mit direktem Zugang zu erneuerbarem Strom

FOTO: Westend61/GETTY IMAGES

Spricht man dieser Tage mit Mathias Bösl, CEO der Spark e-fuels GmbH, erwischt man ihn im Homeoffice am Bildschirm zwischen Investoren- und Einstellungsgesprächen. Sein ClimateTech-Start-up zählt zu den Nominierten in der Kategorie „Newcomer des Jahres“ beim Berlinpreis für Wirtschaft 2023.

Nächstes Jahr will Bösl mit seinem Gründungsteam Julia Bauer, Arno Zimmermann und industriellen Partnern eine Demonstrationsanlage für nachhaltiges und günstiges Kerosin im Berliner Süden bauen. Die Herausforderung: voll auf erneuerbare Energien zu setzen. Denn diese stehen nicht 24/7 zur Verfügung, sondern sie schwanken je nach Windstärke oder Sonneneinstrahlung. Auf der Größe eines halben Fußballfelds wird die Anlage den gesamten Prozess umfassen: vom durch Solarpanels produzierten Strom bis hin zum nachhaltigen Flugzeugtreibstoff.

„Wenn wir in der Luftfahrt die Emissionen nicht senken, wird der Luftverkehr in Zukunft einer der großen Emittenten von Treibhausgasen sein“, sagt Bösl. Laut Umweltbundesamt steigen der Kerosin- und der Endenergiebedarf des Luftverkehrs kontinuierlich – mit einem Einbruch während der Corona-Pandemie. Bei rund 227 Milliarden Litern lag der weltweite Treibstoffverbrauch kommerzieller Fluggesellschaften 2021. Vor Corona, im Jahr 2019, waren es 360 Milliarden Liter. Die Prognose für 2023 liegt bei 303 Milliarden Litern.

Es wird immer mehr geflogen, was auch die folgenden Zahlen eindrücklich zeigen: Zwischen 1990 und 2017 hat sich die getankte Kerosinmenge in Deutschland mehr als verdoppelt, internationalstieg der Verbrauch in diesem Zeitraum um 73 Prozent. Im Jahr 2050, so schätzt das Umweltbundesamt, wird der Luftverkehr zwei- bis viermal so viel Kerosin verbrennen wie heute. „Um nachhaltiges Fliegen für die breite Masse zu ermöglichen, braucht es Technologien wie unsere“, sagt Bösl – und: „Ohne nachhaltiges Kerosin wird das nicht funktionieren.“

Alternativlos bei Langstrecken

Das Start-up-Team reist gerne weit, dabei ist es sich des hohen CO2-Fußabdrucks beim Fliegen bewusst. Um den zu ändern, fingen Zimmermann und Bösl vor zwei Jahren an, sich intensiv mit dem Thema klimaneutrales Fliegen zu beschäftigen. Sie wissen, dass es im Gegensatz zum Straßenverkehr keine Alternative zu Kraftstoffen gibt. Es werde zwa

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