Topptur

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Topptur steht im Norwegischen für Skitour, Puddersnø für Pulverschnee und Yr für Nieselregen.

Text und Fotos: Anderl Hartmann

Keine Sorge, diese Geschichte ist kein Sprachkurs für Menschen mit Leidenschaft für Wintersport im hohen Norden. Nach vier Wochen in Nordnorwegen sind wir zurück mit unzähligen Eindrücken von Skitouren zwischen Gletschern und Fjorden, Tagen im Pulverschnee und Tagen im Kaffeehaus – dank Nieselregen. Vier Wochen Zeit, ein Camper als mobiles Zuhause und die Skitourenausrüstung stets griffbereit. Über eine Reise ohne Ziel, mit Schneeverhältnissen und Wetter als Wegweiser.

„Dieses Jahr fahren wir mal ans Meer!“, wünscht sie sich. Ich willige ein und schreibe einem Freund aus Tromsö: „Hey mate, how’s life far north? How are the snow conditions?“ Die Nachrichten aus dem hohen Norden klingen äußerst positiv. Fotos von meterhohen Schneewänden und blauen Fjorden wirken beim Blick auf die grün-braune Alpenlandschaft vor der Haustür fast surreal.

Down Days, technische Probleme und südseitiger Sonnen-Pulver

Es ist Ende März. Bei unserer Ankunft in Tromsö herrscht tiefster Winter. Viel Schnee, viel Wind und eine extrem angespannte Lawinensituation. Nachts heult der Wind, bringt neuen Schnee, und am nächsten Morgen ist vom Parkplatz nicht mehr viel zu sehen. Den Allradantrieb etwas überschätzt, verbringen wir den Tag mit sechs Stunden schaufeln – erfolglos. Erst ein netter Mitarbeiter vom Abschleppdienst befreit uns mit schwerem Gerät aus dieser misslichen Lage. Mit Reparaturen am Auto, der Kalorienzufuhr durch Zimtschnecken und der anschließenden Kalorienverbrennung in der Kletterhalle überbrücken wir die Down Days in Tromsö. Lawinenlagebericht und Wetterdienst versprechen für die kommenden Tage endlich brauchbare Skitourenverhältnisse. Viel Sonne, wenig Wind, Temperaturen um den Gefrierpunkt und südseitig eine rasche Stabilisierung der Schneedecke. Ein Ziel ist schnell auserkoren: Der Südanstieg auf den Tromsøer Hausberg Tromsdalstinden. Weitläufige, nicht zu steile Hänge, lichte Birkenwälder und atemberaubende Ausblicke auf die Gipfel der Lyngen Alps – o ja, hier sind wir genau richtig! Ein paar Frühaufsteher haben bereits fleißig gespurt und ästhetische Linien in den frischen Pulverschnee gezogen. Am Gipfelgrat pfeift der Wind bitterkalt, also schnell die Felle im Rucksack verstaut und die Skischuhe verriegelt. Mit jedem Schwung stauben die Schneekristalle auf und funkeln im Sonnenlicht. Genau so haben wir uns das während der vergangenen, grauen und stürmischen Tage ausg