WIE FASTEN UNS GESUND MACHT

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Der zeitweise Verzicht auf Nahrung kann Körper und Seele wieder in Balance bringen. Wie das geht, erklärt uns Ärztin und Fastenexpertin Françoise Wilhelmi de Toledo.

SCHÄRFT DIE SINNE Immer mehr Menschen gönnen sich achtsame Zeiten ohne feste Nahrungszufuhr
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Früher wurde es belächelt, heute ist die Heilkraft vielfach belegt: Immer mehr Menschen fasten. Etliche von ihnen kommen dafür an den paradiesischen Ort, den Françoise Wilhelmi de Toledo, 70, und ihr Mann Raimund Wilhelmi, 70, v iele Jahrzehnte geprägt haben: die Buchinger Wilhelmi Privatklinik am Bodensee. Es ist mild hier im Winter und geht man draußen in der Winter welt umher, zwitschern selbst jetzt die Vögel dann und wann ihre süße Melodie. Kein Wunder, dass gestresste Menschen hier neue Impulse für ein besseres, gesünderes Dasein finden. Im vergangenen Jahr feierte die Klinik 70. Geburtstag – ebenso wie die Ärztin selbst. Wie Fasten zur körperlichen und seelischen Gesundheit beitragen kann, hat die gebürtige Genferin am eigenen Leib erfahren.

Frau Wilhelmi de Toledo, Sie forschen und publizieren seit vielen Jahren zum Heilfasten und Langzeitfasten. Was kann es alles?

Es gibt so v iele positive Wirkungen! Fasten sorgt für einen Reset des ganzen Stoff wechsels, etwa bei hohem Blutdruck. Alles, was wehtut und geschwollen ist, geht allmählich zurück, wie Gelenkschmerzen. Und es sorgt für eine einzigartige Regeneration der Zellen. Sie gehen in einen Schutzmodus, in dem sie sich durch Prozesse wie die Autophagie und die Apoptose reparieren oder eliminieren können. Diese Selbstverdauung von beschädigten oder vera lteten Zellstrukturen ist umso aktiver, wenn man zehn, 14 Tage oder mehr fastet. Wie seit Jahren wissenschaftlich gezeigt, entstehen jüngere Zellen bei Nahrungswiedereinführung. In der Folge verbessern sich Organfunktionen, der ganze Körper profitiert davon.

Und die Seele auch?

Ja. Wenn man fastet, wechselt die gesamte Gehirnchemie, die kognitiven Funktionen verbessern sich, man sieht sein Leben in großer Klarheit. Der Körper mag bei der Umstellung ein, zwei Tage etwas durcheinander sein, aber dann kommt die Wende, echte Entschleunigung entsteht: Blutdruck und Puls gehen herunter und man öffnet eine Tür ins Innere. Ist man dann gut begleitet, etwa in einer Klinik, kann man diesen Zustand nutzen. Dann gewinnt man neue Erkenntnisse darüber, was man im Leben pf legen sollte. Bei uns in der Klinik gibt es Ärzte und Schwestern, die sich um die Menschen kümmern, sie in der Phase der Introspektion und auch in der Stoff wechselumstellung begleiten. Wer ohne solche Begleitung fastet, läuft oft Gefahr, sich den Tag zu voll zu packen oder sich ohne Struktur in Essensfantasien zu verlieren.

Oft stellen Menschen nach dem Fasten ihr ganzes Leben um. Was sehen Sie da?

Fasten befreit den Blick nach außen und innen. Manche treffen lebens

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