Rheuma lässt sich stoppen!

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In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Rheumatologie eine kleine Revolution erlebt: Eine Vielzahl neuer, hochwirksamer Medikamente ermöglicht es mittlerweile, die Entzündungen so gut einzudämmen beziehungsweise zu stoppen, dass Betroffene schmerzfrei und aktiv mit ihrer chronischen Erkrankung leben können.

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Viele Rentner*innen und Pensionär*innen zieht es alljährlich im Winter in wärmere Gefilde, unter anderem weil das mildere Klima ihre Schmerzen im Bewegungsapparat lindert. Die große Mehrheit, die es etwa auf die Kanaren zieht, leidet, so mutmaßt der Rheumatologe und Immunologe Dr. med. Peer Aries, nicht an entzündlichem Rheuma, sondern an Arthrose, an degenerativem Gelenkverschleiß. Den Unterschied erklärt er so: „Arthrose lässt sich vergleichen mit einem abgefahrenen Autoreifen, bei Rheuma hingegen ist der Autoreifen entzündet.“ Die mit Arthrose einhergehenden Symptome mildern sich bei Wärme, diejenigen für entzündliches Rheuma bei Kälte. Rheuma, ein Wort, das aus dem Altgriechischen stammt und so viel wie „fließender Schmerz“ bedeutet, hat also nichts mit Ve rschleiß zu tun, sondern mit einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, das den eigenen Körper angreift: Die Medizin spricht in einem solchen Fall von einer Autoimmunerkrankung.

Die drei Hauptgruppen

Doch Rheuma ist nicht gleich Rheuma, man zählt rund 400 verschiedene Ausprägungen. Allen gemeinsam ist eine vom Immunsystem ausgelöste Entzündung. Entzündlich-rheumatische Erkrankungen kommen, weiß die Rheuma-Expertin Dr. med. Eva Christina Schwaneck, „wie ein bunter Blumenstrauß daher. Sie können alle möglichen Organe betreffen“. Man unterscheidet in der Medizin drei Hauptgruppen:

1. die Arthritiden, die häufigste Form, auch als Rheumatoide Arthritis oder Gelenkrheuma bekannt,

2. die Kollagenosen, der Weichteilrheumatismus, zu dem unter anderem die Fibromyalgie gehört,

3. und die Vaskulitiden – Gefäßrheuma, das unbehandelt zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen kann.

Gelenkrheuma greift Gelenke, Sehnen, Bindegewebe und Schleimbeutel an, während die entzündlichen Schwerpunkte des Weichteilrheumas auf bestimmten Organen liegen, etwa Drüsen, Haut, Schleimhäute, Herz, Lunge, Augen und Niere. Und wie der Name schon vermuten lässt, sind beim Gefäßrheuma in erster Linie die Blutgefäße betroffen.

Ursachen und Auslöser

Die eine Ursache für die Erkrankung gibt es nicht, und obwohl es durchaus zu einer familiären Häufung kommen kann, sucht man nach einem spezifischen Rheuma-Gen vergeblich. Zur genetischen Disposition hinzukommen müssen bestimmte auslösende Faktoren. Dazu sagt Eva Christina Schwaneck: „Es wird vermutet, dass es sich dabei zum Beispiel um Infektionen, Stress oder die Zusammensetzung der Darmbakteri

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