Auch tote Zähne können schmerzen

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Warum der Tod eines Zahns dem Leid manchmal kein Ende bereitet, erklärt Dr. med. Jürgen Brater.

Man liegt nachts im Bett, und es ist, als ob im Kopf ein Presslufthammer tobt. Wellen pochender Schmerzen jagen durch den Kiefer, jeder Kontakt der Zähne löst eine dröhnende Explosion aus. Tabletten helfen nicht, allenfalls bringt kaltes Wasser ein wenig Linderung. An Schlafen ist absolut nicht zu denken. Dann, am nächsten Morgen, nichts wie hin zum Zahnarzt! Der macht eine Röntgenaufnahme und hält ein mit Eisspray gekühltes Wattekügelchen an den verdächtigen Zahn. Und jetzt kommt die große Überraschung: Keinerlei Reaktion! Ja, gibt‘s denn das? Der Doktor nickt bedächtig und erklärt, der Zahn sei tot, damit sei die Sache eindeutig und der Schmerzauslöser gefunden. Aber der hat doch die ganze Nacht rumort, dass es kaum auszuhalten war; da kann er doch nicht tot sein? Doch der Arzt hat zweifellos recht.

Der Grund des Missverständnisses liegt darin, dass ein Zahn dann „tot“ ist, wenn in seinem Inneren das Geflecht aus Nerven und Blutgefäßen – der Mediziner spricht von „Pulpa“ – als Endstadium einer Entzündung abgestorben ist. Dann reagiert er nicht mehr auf Kälte, und wenn der Zahnarzt den Bohrer ansetzt, ist ebenfalls nichts zu spüren. Doch die tote Pulpa stellt einen idealen Nährboden für Bakterien dar, die sich darin ungehemmt vermehren und das Gewebe schließlich faulig zersetzen (man nennt das „Gangrän“). Nimmt der Zahnarzt in diesem Stadium mit einer feinen Nadel ein wenig Zahninhalt heraus, stinkt das fürchterlich.

Das Ganze wäre jedoch nicht weiter schlimm, hätte nicht jeder Zahn an der Wurzelspitze ein kleines Loch, durch das Nerven und Blutgefäße eintreten und das nun für die Bakterien

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