Sie ist die wahre Dancing Queen

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BILD der FRAU bei DJane Gloria (80) in Schweden

Auf dem Pailletten-Shirt funkelt die 80: Gloria am Mischpult – die Tanzfläche ist bei ihr immer in Rekordzeit voll
Fotos: Guido Ohlenbostel
In Schweden ist Gloria ein Star – einer zum Anfassen: Fans suchen vor der Party gern das Gespräch am Bühnenrand

Es dauert keine Minute, und die Tanzfläche im „Trädgår’n“, Göteborgs größte Veranstaltungs-Location, ist rappelvoll. Auf der Bühne steht Madelein Månsson in rotem Pailletten-Shirt, mit silbernen Kopfhörern und einer Glitzersteinchenbrille auf der Nase. Mit nun 80 Jahren ist sie (mindestens) Schwedens ältester Discjockey. Und der bekannteste auch. Ihre Ü-50-Partys sind legendär.

Wie viel Spaß ihr das selbst macht, sieht man sofort. Die Arme hoch in der Luft tanzt sie vier Stunden nonstop am Mischpult mit. „Das hier macht mich einfach glücklich“, erzählt sie BILD der FRAU in einer ruhigen Minute.

Und weiter: „Ich wollte früher immer tanzen gehen, aber für ‚ältere‘ Leute wie mich gab es einfach keine Clubs.“

Sie zuckt mit den Achseln. „Also habe ich die Sache selbst angepackt.“ Gut 15 Jahre ist es nun her, sie ist damals 65, dass sie „DJ lernt“ und die ersten Partys für Menschen über 50 veranstaltet. Immer der erste Song? „I Will Survive“ von Gloria Gaynor.

Heute Abend sind 1200 Fans gekommen, teils weit über 70 Jahre alt. Der Personalausweis wird am Eingang gecheckt. „Hier schmuggelt sich keiner unter 50 rein“, sagt Gloria und lacht. Es ist Punkt 19 Uhr, als sie Gloria Gaynor auflegt. 10 000 Tanz-Hits sind insgesamt auf ihrem Laptop gespeichert. Aber „I Will Survive“ – ich werde überleben –, das ist auch so was wie ihr Motto. „War ja nicht immer alles Glanz und Glitter.“

Neun Jahre lang, bis 2009, pflegt Madelein ihren Mann: „Krebs, Diabetes … Als er 2000 schwer erkrankte, ahnte ich nicht, was auf mich zukommen würde.“ Nach einer großen OP muss er künstlich ernährt werden. Sein Leiden verschlimmert sich mit jedem Jahr.

„Mein Mann wollte weder eine Pflegerin noch ins Heim. Ich habe das akzeptiert und mich rund um die Uhr um ihn gekümmert“, erzählt Madelein. Doch sie verliert dabei das Gefühl für ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Dann stirbt ihr Mann. Madelein alias Gloria schüttelt traurig den Kopf: „Ich saß da und wusste nicht, was ich eigentlich wollte. Ich wusste, was er gern im TV sah, was er gern aß, was er anziehen mochte. Mich hatte ich darüber vergessen. Ich wurde antriebslo

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