Bei uns ist immer Rummel

3 min lesen

In 4. Generation! BILD der FRAU-Besuch trifft Schausteller-Familie Fackler:

Laute Musik, bunte Lichter und der Duft von Zuckerwatte – so ist das Schausteller-Leben. Wirklich? Reporterin Jana Henschel wollte wissen, wie der Alltag jenseits der Öffnungszeiten aussieht – und besuchte Edith (70), Marilyn (48) und Jamie (17)

Schon die Eltern von Edith (l.) hatten ein Karussell. Marilyn trat in Mamas Fußstapfen, Jamie auch
„Wir erleben hier die dollsten Dinger!“ Edith und Marilyn im Gespräch mit Reporterin Jana

Verschlafen guckt sie im Pyjama aus dem Wagen. Mittwoch, 9 Uhr, wir sind mit Schaustellerin Marilyn Fackler auf dem Jahrmarkt Hamburger Dom verabredet. „Sorry, wir waren erst um halb eins im Bett“, ruft sie. „Kaffee?“

Kommse rein, es geht los! Die 48-Jährige aus Pinneberg wurde ins Schausteller-Leben reingeboren – wie schon Mutter Edith (70) und später ihr eigener Sohn Jamie. Vier Generationen Rummel, von dem wir nur die Glitzerhülle kennen. Wie ist es wirklich?

Wir sitzen in Marilyns 17 Meter langem, rollendem Zuhause. Ein Wohnwagen mit Wohnküche, grauer Couch, Teppich, XL-Fernseher, Bad, Büro, Schlafzimmer. Edith (70) klopft an. Marilyns Mutter trägt pinken Lippenstift und blonden Pferdeschwanz. Rummel hält sichtbar jung. Wie alles anfing, frage ich.

Marilyns Opa erfand die Apfeltasche

Und bekomme die erste spannende Geschichte zu hören: „Mein Vater Erich Heidmann hat die Apfeltasche erfunden“, erzählt Edith. „75 Jahre stand er mit der Bäckerei auf dem Dom.“ Oma Helga hatte Fahrgeschäfte. 1954 kam Edith im Holzwohnwagen auf dem Heiligengeistfeld zur Welt. „Später stieg ich mit ein.“

Heute, mit 70, hilft Edith nur noch aus – an der Kasse und in der Küche. Gerade setzt sie einen Topf mit Fleisch auf, heute gibt’s Eintopf für alle. Sie erzählt: „Einfach war es nie. Aber wir haben uns durchgeschlagen.“ Marilyn nickt.

Schausteller sein – das ist harte Arbeit bis in die Nacht. Morgens Geschäfte auf Vordermann bringen, die Kasse fertig machen, Waren bestellen … Ab drei Uhr geht der Fahrspaß los – seit sie 18 ist. „Ich fing bei Mamas Shaker-Karussell an. Mit 24 hatte ich den ersten Crêpestand.“ Die Einnahmen steckte Marilyn in ein Karussell, Eiswagen, Mandelstand. Vor zwölf Jahren kam die „Pirateninsel“ dazu, eine mobile Halle mit über 70 Greifautomaten, wo man Schlümpfe oder Minecraft-Kuscheltiere angelt. Später der Imbiss, Stände für Softeis, Churros, Langos …

Edith (70) kocht täglich für die ganze Rummel-Familie. Marilyn ist dankbar dafür
Marilyns neue Attraktion: Mit der „Evolution“ schwingt man für 8 € (Familientag: 6 €) 66 Meter hoch

Der Dom

• Oktoberfest, München

• Freimarkt, Bremen

• Cranger Kirmes, Herne

• Cannstatter Wasen, Stuttgart

• Rheinkirmes, Düsseldorf