Gemeinsam trauern gegen den Verlust-Schmerz
Wenn ein geliebter Mensch stirbt, steht die eigene Welt schrecklich still. Umso wichtiger sind andere, die das wirklich verstehen. Die den Weg der Trauer gemeinsam gehen. Mit denen man weinen, aber auch wieder lachen kann. So wie in diesen tollen Projekten
Es herrscht munteres Treiben in der Küche vom Nachbarschaftstreff Sankt Jürgen in Lübeck. Während Jürgen Stark (83) und Gerhard Jütting (68) Zwiebeln schälen, setzt Wolfgang Jank (77) das Nudelwasser auf, und Konrad Musiol (75) schneidet Paprika. „Na, Männer, läuft alles?“, fragt Küchenchef Max (60) und schaut in die Töpfe. „Läuft“, antwortet Gerhard, und auch die anderen Männer nicken und halten ihre Daumen hoch. „Es gibt Nudelpfanne mit Bratwurst“, erzählt uns Wolfgang mit einem kleinen Lächeln. Ausnahmsweise darf BILD der FRAU beim Kochabend der sechs Witwer aus Lübeck dabei sein.
Ein Kochclub für Witwer
Der Kochkurs findet im Frühjahr und Herbst jeweils sechs Wochen jeden Freitag statt. Alle Anwesenden, bis auf Kursleiter Ulrich Wehr (76) von der Lübecker St. Jürgen Hospizbewegung, verbindet ein Schicksal: Ihre Partnerinnen sind verstorben. „Alle haben viele Jahre mit ihrer Frau zusammengelebt“, erzählt Trauerbegleiter Ulrich. „Der Tod, der die geliebte Partnerin wegreißt, ist ein Schock für Männer.“ Aus langer Erfahrung in Sachen Trauerarbeit weiß er: „Männer trauern intensiver und länger.“
Es fällt ihnen schwer, sich auf die neue Situation einzustellen. Hinzu kommt, dass sich in den meisten Ehen die Frau um soziale Anbindungen, wie Besuche unter Freunden, Haushalt und Kochen gekümmert hat. „Die ersten Monate ohne meine Frau war ich hilflos“, gibt auch Wolfgang Jank (77) zu. „Ich habe mich verkrochen, wollte niemanden sehen.“ „Ohne ‚ihren Motor‘ ziehen sich viele aus der Öffentlichkeit zurück und vereinsamen“, so Wehr. Um das zu verhindern und Witwer aus ihrer Lethargie zu holen, organisiert er seit 2015 diese Kochkurse. „Die Gemeinschaft gibt uns Kraft, nicht zu verzweifeln“, so Gerhard Jütting (68).
„Das ist genau das Richtige“, lobt Dr. Marie-Kathrin Rehme, Chefärztin der Oberberg Tagesklinik Hannover. Sie ist darauf spezialisiert, Menschen, denen es schwerfällt, aus der Trauer herauskommen, zu therapieren. „Trauer ist ein Prozess, den man nicht abkürzen kann“, sagt die Expertin, „also ruhig Gefühle zulassen, sich Zeit lassen.“
Zusammensein lindert Traurigkeit und Einsamkeit
Aber es sei genauso wichtig, dass man ins „Tun“ komme, sich nicht vergrabe. „Kochen mit G