Heute mag ich mich, wie ich bin

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JANA HENSCHEL

LINA (25) HAT LIPÖDEM

Schwimmbadbesuche wie hier im Aaseebad in Ibbenbüren sind für Lina keine Hürde mehr – weil sie nun zu ihrem Körper steht

Der Spaß ist ihr so was von anzusehen. Wie ein Wirbelwind dreht sich Lina vor der Kamera. Lacht, posiert im Badeanzug, zeigt unserer Fotografin Ulli ohne Scheu ihre schönsten Seiten.

Wir sehen eine Frau voller Lebenslust, eine, die ihren Körper mag.

Das war nicht immer so. Denn Lina Zimmermann hat das Lipödem. Das ist eine Fettverteilungsstörung, bei der man vor allem an Armen und Beinen Fettzellen hat, die allen Diäten und Sportprogrammen trotzen – und die Schmerzen verursachen.

Wie hast du gemerkt, dass du krank bist, liebe Lina? Mit dieser Frage steigen wir ins Interview ein. Lina wird ernst. „Ich war schon als Kind dick“, erzählt sie. Ihr Höchstgewicht will sie uns lieber nicht nennen.

In der Realschule wird Lina gehänselt: „Du dickes Walross“ oder „Babyelefant“. Beim Sport ist sie stets die Letzte im Ziel. Sätze wie „Ziehe lieber was Langes an, das deine Arme besser versteckt“, hört sie von anderen Menschen öfter, und ihr Selbstvertrauen wandert immer tiefer in den Keller. Das Mobbing lässt sie weiter frustessen.

Lina will abnehmen. „Ich wusste ja: Übergewicht ist ungesund. Und ich wollte mich wohler fühlen.“ Mit Freunden geht sie ins Fitness-Studio, lässt Süßigkeiten weg. „Früher aß ich oft eine Packung Kinderriegel am Stück.“ Sagenhafte 30 Kilo wirft sie so ab – und hält ihr Gewicht ein ganzes Jahr.

„Aber dann kamen jedes Jahr wieder zehn Kilo drauf, bis ich so viel wog wie vorher.“ Sie holt Luft. „Ich wurde weiter gemobbt.“

Aber dann, 2020, kommt die Wende. Lina, nun Anfang 20, erzählt einer Bekannten von den Gewichtsproblemen. Und davon, wie weh ihr die Arme beim Zähneputzen oder Haarewaschen tun, wie druckempfindlich die Beine sind. „Schick mal ein Foto“, sagt die Bekannte. Postwendend bekommt Lina die Antwort: „Geh zum Hausarzt! Das sieht aus, als ob du Lipödem hast.“

Der Hausarzt überweist Lina zum Phlebologen. Der testet ihre Venenaktivität, tastet die Haut ab – und bestätigt den Verdacht. Mit einem Rezept für Kompressionshosen wird Lina entlassen. „Das war’s. Wirklich aufgeklärt wurde ich nicht. Ich war richtig geschockt.“

Es ist die Verkäuferin im Sanitätshaus, die Lina Trost und Zuversicht spendet. „Sie hat mich aufgebaut, mir Selbsthilfegruppen, Info-Veranstaltungen und OP-Möglichkeite

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