Kochen auf Sparflamme? Kann ich!

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Jenny rechnet mit jedem Cent, ohne auf Lebensfreude zu verzichten

ERIKA KRÜGER

… teilen geniale Ideen!

Jenny checkt Angebote, kauft saisonal ein und achtet dabei auf gesunde Lebensmittel

Morgens muss es schnell gehen. Jenny Kuschel schmiert eilig Brote, schneidet Obst und verteilt alles auf drei Brotboxen für ihre Kinder Vivien (14), John (9) und Nathan (3). „Ihr Süßen, habt ihr alles?“, ruft sie in den Flur. „Dann geht’s los.“ Während Vivi allein in die Schule fährt, bringt Jenny ihre Jungs in Grundschule und Kita.

Danach kauft die alleinerziehende Mutter ein. Ihr Einkaufszettel ist eine akribische Liste. Jedes Lebensmittel bis auf den Cent genau aufgeschrieben. „Davon weiche ich auch nicht ab. Wenn es sein muss, gehe ich eher in drei verschiedene Supermärkte“, verrät die 35-Jährige. „Ich prüfe jedes Angebot, habe alle Preise im Kopf.“

Es gibt Wochen, in denen sie mit 20 Euro für Lebensmittel auskommen muss. Durch Zufall macht sie vor drei Jahren aus ihrer Not eine Tugend. Sie filmt kurze Rezeptvideos und lädt sie im Internet hoch. Die Gerichte kosten meist zwischen drei und fünf Euro. Heute folgen ihr knapp 650 000 Fans auf Instagram, Tik-Tok und You-Tube. Jenny ist mittlerweile gefragte „Sparfluencerin“. „Ich musste mein Leben lang sparen“, erzählt die Berlinerin in ihrer hübschen Küche mit mintgrün lackierten Schränken und einem rosafarbenen Kühlschrank. „Die Schränke habe ich selbst abgeschliffen und gestrichen“, sagt sie stolz. „Ich versuche immer, es mir mit kleinen Dingen schön zu machen.“

Wer Jenny dabei zuhört und zusieht, wie sie liebevoll mit ihren Kindern scherzt, versucht, ihnen mit wenigen Dingen ein warmes Zuhause zu schenken, käme nie auf die Idee, was sie selbst durchmachen musste: Als Achtjährige wird Jenny vom Jugendamt aus dem gewalttätigen Elternhaus rausgeholt. Sie kommt in eine Pflegefamilie. „Da fühlte ich mich nie wohl. Für die Pflegeeltern zählte nur, dass ich gute Noten nach Hause bringe. Liebe gab es nicht.“

Mit gerade mal 13 Jahren entscheidet sich Jenny deshalb, in ein Kinderheim zu gehen. „Dort war ich zumindest freier. Ich lernte dort, wie man mit wenig Geld kalkuliert, und musste Haushaltsbuch führen.“

Doch drei Jahre später hält Jenny es dort nicht mehr aus. Sie haut ab, taucht zunächst bei ihrer Oma unter und zieht zwei Monate später in ihre erste eigene Wohnung. Die Miete finanziert sie durch Schüler-BAföG. Jenny macht ihr Abitur, geht ihren eigenen Weg, selbstbestimmt. „I


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