IRIS KOCH
WEGWERFEN? NEIN, WASCHEN!
Gut verpackt und begleitet von einem liebevollen Brief sind gerade neue Patienten in Stefanie Fuchs-Bornscheuers Werkstatt eingetroffen. Ein Paar „Superstar“-Turnschuhe von Adidas, Neupreis circa 120 Euro. „Das sind meine liebsten Schuhe“, schreibt die Kundin. „Ich würde mich so freuen, wenn Sie die wieder hinkriegen!“ Stefanie schaut sich die weißen Schuhe genau an – das kriegt sie hin. Sie nimmt die Bürste in die Hand, gibt ihre Spezial-Gallseife drauf und schrubbt los.
Seit August 2021 schenkt die 42-Jährige alten Tretern ein neues Leben. Sie hat sich mit ihrer „Foxbox Sneaker-Waschstraße“ (www.sneakerwaschstrasse.de) darauf spezialisiert, Sneaker, Caps und Handtaschen nicht nur zu reinigen, sondern auch zu reparieren.
Wie kommt man auf so eine Idee? „Die Schreibtischarbeit wurde mir zu langweilig“, erklärt die gelernte Finanzbuchhalterin ihren Jobwechsel. „Ich putze gern. Und wenn ich damit Geld verdienen kann, umso besser.“ Während der Pandemie sah sie eine Fernsehreportage über einen Sneaker-Doc in den USA. „Da wusste ich, das mach’ ich auch!“
Über 2000 Paar hat sie zusammen mit einer Halbtagskraft inzwischen gerettet. Und täglich kommen etwa 30 Paar dazu, die nach erfolgreicher Behandlung wieder sauber und repariert zurück in den Einsatz dürfen. „Aus ganz Deutschland schicken mir die Kunden ihre Lieblinge. Viele wollen so nachhaltig etwas für die Umwelt tun.“ Das ist auch Stefanies Motivation: „Die Herstellung von Sneakern ist für die Umwelt sehr problematisch, durch die Textilindustrie wird das Abwasser mit Pestiziden belastet. Um Leder und Kunstleder verarbeiten zu können, werden große Mengen an Chemikalien eingesetzt.“ Es dauert 1000 Jahre, bis sich Plastik, Metallösen und Kunststoff vollständig zersetzen.
Weltweit werden über 24 Milliarden Schuhe pro Jahr produziert, rund sechs bis sieben Milliarden davon sind Sneaker. Allein in Deutschland wurden 2021 etwa 47 Millionen Paar Sneaker verkauft.* Im Durchschnitt werden die Schuhe nach ein bis drei Jahren
