Mama-Taxi, Hobby-Kontrolle, Noten-Druck … Sind Kinder heute überbehütet?

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Das diskutieren Simone (44) und Oma Romana (82). Dazwischen: Smilla (11)

Starkes Trio: Simone, Smilla und Romana sprechen über das Mama-, Tochter- und Omasein

Simone Drees (44) ist Erzieherin, Traumapädagogin und Schulsozialarbeiterin. Aktuell hat sie ein Pflegekind aufgenommen, sich als Erziehungsstelle selbstständig gemacht. Vor sechs Jahren ist sie mit ihrer Familie zurück in ihr Heimatdorf bei Hannover gezogen – um näher bei ihren Eltern zu sein.

Romana Weiße (82) ist gelernte Friseurin. Als ihr erstes Kind mit elf nach einer Hirnrindenentzündung pflegebedürftig wurde, hörte sie auf zu arbeiten. 1979 kam Simone zur Welt, mit 19 zog sie aus. Heute leben die beiden einige Straßen entfernt, sehen sich mindestens einmal die Woche, fahren jedes Jahr gemeinsam in den Urlaub.

BILD der FRAU: Frau Weiße, wie sind Sie groß geworden?

Romana Weiße: Meine Eltern sind aus Breslau geflüchtet, wir waren fünf Kinder, sind ärmlich aufgewachsen.

Luxus kannten wir nicht. Trotzdem war meine Kindheit schön. Was wollten Sie bei Ihren Kindern anders machen?

Romana: Sich in den Arm nehmen, das gab es bei uns nicht. Ich wollte meine Liebe mehr zeigen.

Simone Drees: Ich hatte eine glückliche Kindheit, war viel draußen unterwegs: Im ganzen Dorf, am Bach, im Wald, ich musste zu Hause sein, wenn es dunkel wurde. Durften Kinder das früher eher als heute?

Simone: Bestimmt. Wenn ich mir überlege, dass meine Tochter allein im Wald spielt … Nein, da habe ich direkt Kopfkino.

Romana: Das war früher einfach nicht so ein Stress. Heute haben Kinder viel mehr Verpflichtungen, müssen ständig hin und her gefahren werden. Am besten direkt bis vor die Schule – Stichwort „Helikopter-Eltern“. Woran liegt das?

Simone: Ich glaube, dass heute mehr Ängste geschürt werden, auch durch die Medien. Aber es gibt ja auch mehr Dinge, die für eine gewisse Sicherheit sorgen. Wie die Uhren, die man orten kann. Smilla durfte damit mit sechs allein zum Bäcker. Wir hatten jedes Mal Angst, aber wir haben sie gelassen – und ich meine, es hat sie selbstbewusst gemacht.

Romana: Ich finde, Kinder könnten ruhig ein bisschen mehr laufen. Aber es ist eine andere Zeit …

Simone: Ich bin früher fünf Kilometer mit Inlineskates zur Schule – bei jedem Wetter!

Smilla radelt mit einer Freundin, aber mein Mann macht sich manchmal Sorgen.

Romana: Ich hätte heute auch mehr Angst als früher … Dass du allein zur Logopädin fährst, würde ich heute nicht mehr erlauben.

Simone

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