Zwischen Hölle und Hochgefühl

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Nach einer dramatischen Expedition am K2 im Winter 2020/2021 geht die Südtiroler Alpinistin Tamara Lunger neue Wege.

Text:Petra Rapp

Es ist sehr still im Saal, eine emotionale Stille. Und auch Tamara Lunger (37) kämpft bei ihrem Vortrag in Walchsee in Tirol einen ganz kleinen Moment mit ihren Gefühlen. »Ja, es fällt mir nach wie vor schwer, die gemeinsamen Bilder vom K2 anzuschauen«, sagt sie. Sie meint vor allem die Bilder mit dem chilenischen Alpinisten Juan Pablo Mohr und auch die mit Sergi Mingote, einem spanischen Bergführer. Mit Mingote war sie befreundet, Mohr wurde ihr in den vielen Wochen am K2 zum engsten Vertrauten. »Mein Seelenverwandter«, sagt sie und man merkt schnell, dass die beiden noch viel mehr verbunden hat. Die zwei Alpinisten sind bei dieser Winterexpedition am K2 im Januar und Anfang Februar 2021 ums Leben gekommen. Sergi Mingote stürzte direkt vor Tamaras Augen ab. Juan Pablo Mohr wurde gemeinsam mit Ali Sadpara und John Snorri oberhalb der Schulter von Lager 4 tot aufgefunden. Wahrscheinlich befand er sich im Abstieg vom Gipfel. Tamara Lunger selbst hat, genauso wie im Winter 2016 nur 70 Meter unterhalb des Gipfels des Nanga Parbat, auf ihren Körper und ihr Bauchgefühl gehört und ihren Versuch auf rund 7250 Metern abgebrochen. Eine Entscheidung, die ihr vermutlich das Leben gerettet hat.

Der K2 sollte nach dem Gipfelerfolg am Lhotse 2010 und dem K2 im Juli 2014, ein weiterer Anlauf auf einen Achttausender sein. Als erste Frau im Winter, ohne Flaschensauerstoff. Nach einigen anderen Expeditionen auf Sieben- und Achttausender, auf denen sie viel Positives, aber auch viele Tragödien erlebt hat. Auf denen sie gelernt hat, dass Scheitern dazugehört und der Gipfel ein großes Geschenk ist. Nach schwierigen Jahren mit Pandemie und persönlichen Krisen. Und nach dem großen Schock, ihren alpinen Mentor und Seilpartner, den italienischen Bergsteiger Simone Moro, bei der Winterexpedition am Gasherbrum im Januar 2020 in einer Gletscherspalte verschwinden zu sehen. Mit Verletzungen konnten sich beide ins Basislager retten.

Besondere Beziehung zum K2

Der K2, den sie, wie Gerlinde Kaltenbrunner – Tamara Lungers langjähriges sportliches Vorbild – eigentlich so liebt und als »meine ganz persönliche Göttin« bezeichnet, wurde zum Ort, an dem sie ihre bisher größte menschliche Tragödie erlebt. Und von dem sie zutiefst erschüttert zurückkommt. Das groß gewachsene, immer lustige, wilde und sportliche Mädchen, das mit zwei jüngeren Schwestern im kleinen Dorf Gummer im

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