Wand-Projekt

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Die Idee für die »Wandfluh« gab es schon vor geraumer Zeit. Zwei Bergführer haben den neuen Klettersteig im Großen Walsertal nun fertiggestellt.

Text:Christian Schreiber

Die Klettersteig-Crew an der steilen Wand in einem Netz aus Stromkabeln und Seilen. Ohne Bohrer und Spezialkleber geht hier am Fels nichts.
FOTO: LUKAS RÜTZLER

Stefan Fritsche hängt in der fast senkrechten Wandfluh. Alltag für einen Bergführer. Aber diesmal sichert er keinen Gast, sondern nur sich selbst. Zwischen seinen Beinen baumelt der Rucksack, am Klettergurt ist neben Karabinern, Schlingen und Sicherungsgeräten eine Kabeltrommel befestigt. In den Händen hält er eine XXL-Bohrmaschine. Der Bohrer ist so lang wie sein Unterarm. Stefan stemmt die Hüfte gegen das schwere Gerät, um genügend Druck auszuüben. Schließlich will er ein 20 Zentimeter langes Loch in den Kalksteinfelsen bohren. Nicht eines, sondern zehn, 20, 30. Solange die Arme eben mitmachen.

Es ist Oktober 2023, im Herzen des Großen Walsertals entsteht ein Klettersteig. Die Wandfluh gehört zu dem kleinen, aber abwechslungsreichen Wandergebiet Sonntag-Stein. Eine Nostalgie-Gondel führt mitten hinein. Viele Familien mit Kindern sind dort unterwegs, aber auch ambitionierte Bergsteiger bekommen, was sie wollen: alpine Gipfel wie das Breithorn, wo man immer wieder die Hände braucht, um vorwärtszukommen. Es ist der erste Klettersteig im Großen Walsertal. Von der Idee bis zum Bau sind fast zwei Jahre vergangen. Vor allem Papierkram, behördliche Auflagen und ein Falkenpaar haben das Projekt, das der Bergsteiger begleitet hat, verzögert.

400 Bergfreunde engagieren sich im Förderverein

Stefan Fritsche ist nicht allein. Ein paar Meter über ihm manövriert sich Bergführer Klaus Witwer durch die Wand. Seine Arbeitsgeräte: eine lange Bürste und ein Blasebalg, mit denen er die Löcher ausputzt. »Achtung, jetzt staubt es wieder.« Gesteinsmehl rieselt nach unten und landet auf dem Helm von Stefan. Wenn ein Loch sauber ist, setzt Klaus einen Anker und befestigt ihn mit einem Spezialkleber, der innerhalb weniger Stunden aushärtet. Es ist kein langer Klettersteig, aber 65 Anker, 20 Tritte und 200 Meter Stahlseil sind vorgesehen.

2018 gab es Pläne, die eine Nummer größer waren. Der Klettersteig hätte durch die Echowand verlaufen sollen, die gleich im Norden anschließt. »Wir haben schon mit dem Bau begonnen, aber ein bröselndes Felsband hat alles zunichte gemacht«, erklärt Claudio Nigsch. Der 38-Jährige ist Vorstandsmitglied im Förderverein der Seilbah


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