»Es wird sehr viel übertrieben und gelogen«

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Von der Antarktis bis nach Kaschmir, der Profibergsteiger Stephan Siegrist ist auf der ganzen Welt immer wieder erfolgreich auf Expeditionen. Dazu kommen um die 40 Begehungen der Eiger-Nordwand. Sein jüngstes Projekt in der legendären Wand ist noch nicht beendet. Social Media indes hält er im Alpinismus für schädlich.

Interview:Franziska Haack AutorinFranziska Haackhat Stephan Siegrist als perfekten Interviewpartner empfunden: mit viel Witz und Begeisterung von seinen Touren erzählend, dabei durchaus kritisch gegenüber sich selbst und den aktuellen Entwicklungen im Alpinismus.

FOTO: NICOLAS HOJAC/VERTICAL PICTURES

Dass Stephan Siegrist im Sommer in der Schweiz ist und nicht auf Expedition, ist eine Seltenheit. Viel zum Klettern kommt er deswegen trotzdem nicht unbedingt. Das liegt auch an Events wie den Mammut Mountain Days an einem Wochenende im Herbst in Zermatt, bei dem Siegrist als Bergführer tätig ist. Nach einem gelungenen Tourentag ist am Abend auf dem Zeltplatz Zeit für ein längeres Gespräch.

BERGSTEIGER:Der Eiger ist quasi Ihr Hausberg. Gibt es dort immer noch etwas Neues zu entdecken?

STEPHAN SIEGRIST: Ja. Im Frühjahr haben wir mit Thomas und Alexander Huber den ersten Teil von »In Memoriam« abgeschlossen. Eine Route, die rechts neben »Metanoia« von Jeff Lowe in bis dahin unbegangenem Terrain verläuft. Faszinierend, dass es am Eiger noch unberührte Flecken gibt – gar nicht weit weg von der Zivilisation.

In Memoriam: Der Name der Route stand schon vor ihrem Verlauf fest.

Thomas und ich wollten sie mit unserem Freund Julian Zanker klettern. Doch dann ist Julian verunglückt. Wir haben erst überlegt, ob wir es sein lassen, aber dann kam Alexander ins Spiel. Den Namen haben wir ausgedehnt auf all die Freunde und Partner, die wir am Berg verloren haben, David Lama, Ueli Steck, Dean Potter und viele andere.

Sie haben den Eiger 40-mal bestiegen. Hat sich Ihr Zugang über die Jahre verändert? Der Respekt vor dem Berg?

Meine Premiere in der Eiger-Nordwand war mit einem Bergführeraspirant, den ich gar nicht kannte. Das würde ich auf keinen Fall mehr machen. Mit dem besseren Material sind wir heute viel leichter unterwegs. Aber ich glaube nicht, dass ich heute mehr Risiko als früher eingehe. Im Gegenteil, ich seile eher ab, um auf bessere Verhältnisse zu warten. »In Memoriam« haben wir dreimal abgebrochen. Das liegt auch daran, dass der Eiger sich stark verändert hat, große Teile sind eisfrei, die Steinschlaggefahr ist viel höher als früher. Diesen Sommer hatten wir riesig

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