Aufbruch ins Ungewisse

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Das Tal von Chipursan im Norden Pakistans bekommen westliche Augen nur selten zu sehen. Dabei finden sich hier erstklassige Trekking-Möglichkeiten – und eine fast schon beschämend herzliche Gastfreundschaft.

Text & Fotos:Sebastian Kegreiss

Das Ziel der Wanderung ist die winzige Siedlung Shubert, die von einer einzigartigen Gebirgslandschaft umgeben ist und gleich hinter dem Shimshal-Pass liegt. Der Ort befindet sich in völliger Abgeschiedenheit nahe der Grenze zu China.

Drei Tage lang folgt der Weg zum Shimshal-Pass dem Lauf des Pamiritang-Flusses. Mehrmals überquert man ihn auf abenteuerlichen Konstruktionen aus rostigen Kabeln und fragwürdigen Brettern. Zunächst dominieren spektakuläre Schluchten die Landschaft und der Pfad ist außerordentlich exponiert. Er ist kaum einen Meter breit und wurde in mühsamer Handarbeit aus den senkrechten Felswänden geschlagen. Neben dem Pfad fällt der Abgrund seitlich ins Bodenlose. Wer hier unterwegs ist, sollte absolut schwindelfrei sein.

Auf dem Shimshal-Pass wandelt sich das Landschaftsbild dramatisch: Die kargen Felswände weichen einer üppig grünen Oase mit kristallklaren Bergseen. Nur an diesem Ort wächst genug Gras, um die Herden von Yaks, Ziegen und Schafe der Bewohner Shimshals den ganzen Sommer zu ernähren. Hier wird klar, warum die Hirten seit Generationen immer wieder den beschwerlichen Weg zum Pass auf sich nehmen. In den Sommermonaten hüten jeweils fünf Hirten zwei Wochen lang die Tiere, bevor sie abgelöst werden. Erschöpft von der langen Reise hierhin, verbrachten wir einen Tag mit den Hirten in Shubert. Gemeinsam trieben wir tausende Schafe und Ziegen zu einer zwei Stunden entfernten Weide. Mit dabei ist immer ein Gewehr, denn die Umgebung ist nicht nur das Zuhause der Schafe, sondern auch von Wölfen und Schneeleoparden.

Die wahren Perlen Shimshals sind die Bewohner des Dorfes. Sie gehören dem Volk der Wakhi an. Die Wakhi stammen aus Zentralasien. Frauen nehmen in ihrer Gesellschaft eine starke Stellung ein. Früher verbrachten sie den ganzen Sommer in Shubert, denn das Hüten der Tiere war Frauensache. Da sie aber mittlerweile wie die Männer in den Städten Pakistans studieren oder arbeiten, musste das System geändert werden. Keiner hat mehr Zeit, mehrere Monate am Stück in Shubert zu verbringen, deshalb wechseln sich die Bewohner nun ab. Während die Schafe im Winter ins Dorf zurückkehren, liegt das Zuhause der Yaks vier weitere Tagesmärsche in Richtung China entfernt. Mit ihnen verbringt

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