Strandspaziergang

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Der Normalweg auf die markante Rote Wand im Lechquellengebirge ist eine äußerst lohnende Bergtour. Wer die Augen offen hält, erfährt dabei viel Spannendes über die Vergangenheit der Alpen als Ozean.

Text: Günter Kast

Ein Naturjuwel der besonderen Art im Vorarlberger Hochgebirge: der schöne Formarinsee (1793 m), dahinter die imposante Rote Wand, mit 2704 Metern der zweithöchste Berg im Lechquellengebirge
FOTO: LECH ZÜRS TOURISMUS/BERN FISCHER

Wer sich die Analysen der Alpenvereine zu Bergunfällen ansieht, weiß: Oft sind das Dramen mit Ansage, denn es läuft bereits im Vorfeld der Tour einiges schief. Bei uns lief es gestern, nun ja, nicht wirklich schief. Aber so ein Chef’s Table im Rote Wand Gourmethotel zieht sich eben: 18 Gänge, dreieinhalb Stunden Völlerei. Das allein wäre nicht schlimm, hätte der Sommelier nicht fast zu jedem Gang ein neues Glas Wein eingeschenkt. Okay, wir hatten uns nicht explizit dagegen gewehrt, und so sitzen wir am nächsten Morgen mit einem beträchtlichen Kater beim Frühstück. Auch das wäre zu verkraften. Aber: Es hat nachts heftig geregnet. Das Zuger Tal oberhalb von Lech präsentiert sich wolkenverhangen und düster. Und dann steht da auch noch in der Tourenbeschreibung: auf keinen Fall bei Nässe auf die Rote Wand steigen!

Genau das ist aber der Plan von Bergführer Christian Fritz, der mit geschnürten Schuhen vor der Tür steht. Der Chef der Alpinschule Widderstein ist ein Viech: Skiabfahrt vom Denali, 2012 sogar Weltmeister der Bergführer. Einer, der mit seinen Gästen sonst senkrechte und überhängende 6er-Routen in der Südwand der Roten Wand klettert, diesem beeindruckenden, 400 Meter breiten Riegel aus Kalk. Der Normalweg sei ein Klacks. Und die Schneefelder? »Wir nehmen Leichtsteigeisen mit.« Damit ist die Idee, vom Frühstücksraum direkt in den Wellnessbereich zu wechseln und am Nachmittag mit Gastgeber Joschi Walch ein bisschen über neue Trends in der Spitzengastronomie zu philosophieren, gestorben.

Allein unterwegs

Also los in den Wanderbus, der uns zur Formarinalpe am Ende der Mautstraße hinaufschießt, wo die Tour beginnt. Den Laguzweg ignoriert Christian: zu flach, ein Umweg. Er wählt stattdessen die tropfnasse und rutschige Direttissima, einen kaum scheinbaren Pfad, der erst kurz vor der Schwarzen Furka auf den Hauptpfad trifft.

Die Rote Wand präsentiert sich in guten Momenten als graue, in schlechten als unsichtbare Wand. Bei der teilweise drahtseilversicherten Querung zum Oberen Sättele fängt es wieder an zu

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