Der Überflieger

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Toni Bender ist einer der Pioniere des Drachen- und Gleitschirmfliegens. Er flog als Erster über die Alpen und viele Jahre erfolgreich bei Wettkämpfen. Nach 50 Jahren ist er noch mit derselben Leidenschaft dabei, aber mit weniger Risiko.

Text: Franziska Haack Fotos: Florian Wagner

Blick hinauf und zurück: An Turnpoint 2 der X-Alps erzählt Toni Bender aus seinem langen Pilotenleben.

Gar nicht so einfach, Toni Bender zu erwischen. Zwei Tage fahren der Fotograf Florian Wagner und ich ihm und den Teilnehmenden der X-Alps hinterher, bis er spätabends Zeit hat für ein Interview. Warum wir ihn nicht im Büro treffen? Da ist er selten tagsüber und selten, wenn das Wetter gut ist. Toni Bender, 65, passionierter Gleitschirmflieger, einer der besten Piloten, Urgestein des Sports. 1999 flog er als Erster quer über die Alpen. Sein Flug vom Brauneck nach Bassano del Grappa inspirierte die befreundeten Piloten Hannes Arch und Ulrich Grill zu den Redbull X-Alps. Beim härtesten Abenteuer-Rennen der Welt müssen die Piloten in knapp zwei Wochen rund 1000 Kilometer zurücklegen, fliegend und laufend. Grund genug, den Ideengeber zum 20-jährigen X-Alps-Bestehen beim Wettkampf zu besuchen. Selbst mitgemacht hat Toni Bender bei den X-Alps nie, aber er unterstützt das Team des Gleitschirmherstellers Nova und berät bezüglich Routenwahl und Strategie, kennt er die Alpen aus der Vogelperspektive doch wie kaum ein anderer.

Als wir ihn in einem Café an der Lermooser Bergbahn treffen, ist sein Schützling Nicola Donini gerade weiter geflogen Richtung Piz Buin, fünf Tage später wird er als 16. das Ziel erreichen.

Sofort begeistert

Wie Toni Bender zum Fliegen kam? Zufall. 1973 sah er als 15-Jähriger den US-Soldaten Mike Harker in Garmisch-Partenkirchen mit dem ersten Drachen und wollte sofort auch »so ein Ding«. Zuhause am Starnberger See übte er damit, bis er sich nach einem Jahr sicher genug fühlte, von einem Berg zu starten. »Wenn ich gewusst hätte, wie gefährlich die ersten Drachen waren, hätte ich vielleicht nicht angefangen.« So aber war mit den ersten Höhenflügen die Leidenschaft entfacht. »Beim Fliegen siehst du die Welt aus einer ganz anderen Perspektive!« Toni Bender, ein drahtiger Mann von 60 Kilo, war immer schon sehr leicht, sein Drachen – damals noch in Einheitsgröße – überdimensioniert. Und so flog der Autodidakt ziemlich schnell ziemlich hoch und war bald »völlig vom Fliegervirus befallen«.

Nur eines kam mit dem Drachen zu kurz: auf Berge zu steigen, vor seiner Infektion

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