Hoch lebe der Hochschwab!

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Die mächtige Kalkbastion gilt als »heimlicher Nationalpark« der Steiermark mit einer noch nicht zum Funpark degradierten Natur.

Text & Fotos: Günter Kast

Annäherung an einen ganz Großen: Das gewaltige Massiv des Hochwab fordert Wanderern viel Kraft ab und lässt sie schön demütig werden.

Oft ist es ja so: Man ist auf dem Weg zu einer Bergtour und freut sich, en route den ein oder anderen Gipfel wiederzuerkennen. Diesmal stellt sich dieses »War-ich-schon«-
Gefühl partout nicht ein: Die österreichischen Autokennzeichen sagen uns nichts, Verkehrsschilder weisen nach HR, SK und CZ. Fünf Stunden sind wir schon unterwegs. Hat sich Herr Google verfahren? Sind wir schon hinter Wien? Auf dem Balkan? Und wo genau hören die Alpen im Osten eigentlich auf?

Wenig später lösen sich die Fragezeichen auf. Im 500-Einwohner-Dorf Etmißl im steirischen Bezirk Bruck-Mürzzuschlag verkündet das allwissende Telefon: »Sie haben Ihr Ziel erreicht!« Im Landhotel »Hubinger« begrüßen uns die Gastgeber Hans und Paula Wöls wie alte Freunde. Hans, der mit einer Haube von Gault&Millau dekorierte Koch, verschwindet gleich wieder in der Küche, während uns Paula mit Winzersekt aus dem Süden des Bundeslandes erstversorgt. Drei genussreiche Gänge und Gläser später setzt sich Hans mit einer Flasche edler Vogelbeere zu uns und schwärmt von den Tourenmöglichkeiten seines Hausberges, der sich hinter uns bis auf fast 2300 Meter in den Himmel reckt. Selbst uns Hochschwab-Novizen ist klar: Dieses Karstplateau zwischen Salza- und Murtal ist kein einzelner Berg, sondern besteht aus Dutzenden Gipfeln.

In Tirol hätte sich längst die Seilbahn-Lobby einen solchen Leckerbissen unter den Nagel gerissen und mit Skipisten und Aufstiegsanlagen überzogen. In der Hochsteiermark ticken die Uhren zum Glück – zumindest aus Sicht ruhesuchender Bergtouristen – noch etwas langsamer. Das alpine Wettrüsten fand hier nie statt. Nicht auf jedem Hügel thront ein modernes Wellnesshotel. Man setzt auf Gäste aus dem Großraum Wien und dem angrenzenden Osteuropa, die weder berühmte Dreitausender noch Gletscher brauchen. Vieles ist eine Nummer kleiner als im Westen Österreichs, E5-Karawanen gibt es hier nicht. Dafür nehmen die Steirer in Kauf, dass einige Orte einen etwas herben 70er-Jahre-Charme verströmen.

50 Wege zum Gipfel

Uns stört diese Patina keineswegs, als wir am nächsten Morgen im Talschluss beim Gasthaus Bodenbauer zum Hochschwab-Gipfel aufbrechen, dem höchsten Berg des gleichnamigen Massivs. Wir sind

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