Einmal ganz durch

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Im Tiroler Kaisergebirge mit seinen Gebirgskämmen Zahmer und Wilder Kaiser bieten sich unzählige Tourenmöglichkeiten an. Eine Durchquerung in drei Tagen

Text: Petra Rapp Fotos: Stefan Herbke Petra Rapp hat bereits zahlreiche Touren im Kaisergebirge gemacht und es auch schon mit dem Rennrad umrundet. Jetzt hat sie es endlich einmal zu Fuß ganz durchquert.

Der anspruchsvolle Jubiläumssteig im Herzen des Wilden Kaiser ist landschaftlich sehr reizvoll.

Die Blätter färben sich in herbstliches Gold. Die Sonne zeigt noch einmal, dass sie auch im Oktober sehr intensiv sein kann und verführt schnell dazu, die Jacken auszuziehen auf dem Steig hinauf zu diesem eindrucksvollen Wasserfall, der sich da im Wilden Kaiser versteckt. Endlich sind wir unterwegs zu unserer dreitägigen Durchquerung des Kaisergebirges, die im Südosten auf der Sonnenseite des Wilden Kaiser beginnt und drüben im Norden in einem schattigen Tal am Fuß des Zahmen Kaiser enden soll.

Es war ein zähes Ringen bis hierher. So viele Möglichkeiten für den langgehegten Wunsch, dieses imposante Gebirge, das vor 60 Jahren zum Naturschutzgebiet deklariert wurde, einmal zu durchschreiten. Die ursprünglich angedachte Route von Nord nach Süd scheitert am frühen Wintereinbruch im September. Also eine neue Strecke, einen neuen Termin und neue Begleiter finden, die diesen weiten, anspruchsvollen Weg spontan mitgehen wollen und können. Schauen, welche Hütten noch geöffnet haben. Und hoffen, dass die Verhältnisse dann passen.

Und wie sie passen! Nach dem kurzen Aufstieg vom Wanderparkplatz Hüttling oberhalb von Going folgt eine erste Rast unter den gewaltig überhängenden Felsen, von denen der Schleierwasserfall tosend herabstürzt. Was für eine Szenerie und was für Wände, an denen sich die Elite der Kletterer immer wieder trifft und misst. Guido Unterwurzacher ist einer von ihnen. Der bald 39-jährige Kletterer und Alpinist hat Heimspiel hier. In Going geboren und aufgewachsen, kennt er die Felsen des Wilden Kaiser und der Schleierwasserfälle wie kaum ein anderer. »Wenn du hier aufwächst, kommst du den Bergen ja fast nicht aus«, erzählt er. Als Elfjähriger erkundete er mit seinem Onkel Tom, einem begeisterten Kletterer, erstmals die Felsen am Schleierwasserfall. »Ich war vorher nur einmal in einem Sommerlager kurz klettern und dann gleich hier am Schleier in einer Fünfer-Route. Das hat sich für mich angefühlt, wie wenn man einen Fisch ins Wasser schmeißt. Danach war ich mit dem Klettervirus infiziert.«

Hotspot Schleierwasserfall

Der Schleierwasserfall war schon damals ein Hotspot für ambitionierte Klet

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