»Mit dem Angriff habe ich nicht gerechnet«

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Vor Kriegsausbruch ist Mykhailo Poddubnov noch beim Klettern in Chamonix. Heute sammelt er mit der »Climb Army« Spenden für die ukrainische Armee.

Text: Arnold Zimprich

Alpinist ist Mykhailo Poddubnov sehr viel lieber als Drohnenexperte, aber der Krieg lässt ihm keine Wahl.
FOTOS: MYKHAILO PODDUBNOV

Der Angriff auf die Ukraine kam auch für den 41-jährigen ukrainischen Alpinisten Mykhailo Poddubnov überraschend. »Ich habe keinen großen Krieg erwartet. Es war klar, dass sich etwas verschlimmern würde, vielleicht ein Angriff auf Mariupol oder eine Steigerung der Feindseligkeiten im Donbass, aber keine Invasion in diesem Ausmaß.«

Bis zu seinem sechsten Lebensjahr lebte Mykhailo im usbekischen Taschkent. Nach dem Zusammenbruch Sowjetrusslands zieht die Familie nach Dnjepropetrowsk (heute Dnipro). »Als Kind las ich Abenteuer- und Reisegeschichten, in meinen Träumen entfloh ich der Eintönigkeit des Alltags. Eines Tages kauften mir meine Eltern einen Weltatlas in Farbe. Das war mein absoluter Schatz!« Während seines Physikstudiums an der Universität Dnipro nimmt Mykhailo Poddubnov an Unternehmungen des Bergsteigerclubs teil, fährt im Winter in die Karpaten und zum Klettern auf die Krim. »Die Krim bietet hunderte Spots und Trad-Mehrseillängen, tausende Sportkletterrouten und fantastischen Kalk«, sagt Poddubnov. Nach der Annexion durch Russland 2014 war das vorbei, und in Dnipro selbst ist das Angebot an Kletter- und Bouldermöglichkeiten überschaubar. »Es gibt nur eine ernstzunehmende Kletterwand und ein paar Wände in Schulen, die im Moment geschlossen sind. Im Rest der Ukraine gibt es streng genommen nicht viel mehr als ein paar Felsen.«

2005 fährt Poddubnov zum ersten Mal in den Kaukasus. Als die Krim nicht mehr zugänglich ist, steigt sein Interesse an den höheren Bergen, insbesondere in Georgien und Swanetien. »Uschba, Schchara, Tetnuldi – das sind wunderschöne Berge. Aber für mich sind in Swanetien nicht die Berge die Hauptsache, sondern die Menschen.«

Ein Dutzend Mal Nepal

Allein zwölf Mal war Poddubnov schon in Nepal, neun Mal stand er auf dem Island Peak (6189 m), er bestieg den Ostgipfel des Lobuche (6119 Meter) und die Ama Dablam (6812 m). 2018 will Poddubnov den Pik Lenin besteigen, mit 7134 Metern der fünfthöchste Berg des Pamir. Beim ersten Versuch hat er Wetterpech, 2019 und 2021 erreicht er dann bei perfekten Bedingungen den Gipfel. Im Herbst 2021 leitet er schließlich eine Expedition auf den 8163 Meter hohen Manaslu. »Das war meine anspruchsvollste Expedition. Wir waren ab dem Basecamp ohne zusätzlichen Sauers

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