Der Edelweiß- Ranger

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1925 war das Edelweiß an der Höfats im Allgäu fast ausgerottet. Dann übernahm die Bergwacht den Schutz. Alfred Weizenegger war einer der Wächter.

Text: Günter Kast

Zehn Jahre lang schob Alfred Weizenegger jeden Sommer eine Woche Dienst an der Höfats.

Die Wilderer kamen im Schutz der Dunkelheit, kraxelten die steilen Grashänge empor und rissen ganze Büschel der anderswo seltenen Alpenpflanze heraus. Einige stürzten ab, blieben verletzt oder tot am Wandfuß liegen. Diejenigen, die es schafften, verkauften ihre Sträuße am Oberstdorfer Bahnhof an Touristen. 1923, im Jahr der Hyperinflation, war es am schlimmsten. Viele Einheimische mussten sich so ein Zubrot verdienen. »Der Edelweiß-Bestand an der Höfats nahm rapide ab«, erzählt der Kemptener Alfred Weizenegger. »Bis Mitte der 1920er-Jahre waren 90 Prozent der Stöcke verschwunden.« Dann griff die Polizei ein. Mit der Bergwacht sperrte sie das gesamte Gebiet rund um die Höfats ab und nahm zahlreiche Edelweiß-Räuber fest. Die Einheimischen protestierten, sprachen von Mundraub, der »Oberstdorfer Bergwachtkrieg« drohte zu eskalieren. Erst allmählich beruhigten sich die Gemüter. Doch der Allgäuer Bergwacht blieb der Job als Wächter der Königin der Alpenblumen erhalten.

Zweite Heimat am Berg

1935 stellten die Aufpasser unter der Regie von Georg Frey ein Zweimannzelt auf eine ausgesetzte Felsrippe auf fast 2000 Metern, um besser vor Wind und Regen geschützt zu sein. So richtig komfortabel war das aber nicht, und deshalb musste das Zelt 1969 einer wetterfesten, sechs Quadratmeter großen Biwakschachtel weichen, die ein Hubschrauber hinaufflog.

Diese Kiste war auch für Alfred Weizenegger eine zweite Heimat, zehn Jahre lang zwischen 1980 und 1990, jeden Sommer für eine Woche. Bei seinem Arbeitgeber, der Allgäuer Zeitung, musste er dafür Urlaub einreichen. Natürlich machte er den Job ehrenamtlich. Meistens war er mit Adalbert Martin, dem heutigen Bürgermeister von Bad Hindelang, eingeteilt. Zu zweit kauften sie Vorräte und brachten sie mit Hilfe von Trägern hinauf zum Biwak. »Gasflaschen waren wichtig, Bier natürlich auch.« Das Duo genoss die Woche. »Für mich war das erholsamer als drei Wochen am Strand«, gibt Weizenegger zu. Auch deshalb, weil die Wild-Pflückerei in den 1980er-Jahren keine so große Sache mehr war. »Der Naturschutz-Gedanke setzte sich allmählich durch. Wir mussten nicht mehr so oft Blumendiebe per Funk der Polizei melden, die sie dann im Tal dingfest machte.«

Der Kemptener, heute Naturschutzbeauftragter der Allgäuer

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