Rau & einsam

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Rau & einsam

Sieben Tage allein durch die Schladminger Tauern. Die Fotografin Miriam Mayer hat sich dieser Herausforderung gestellt. Ein Erlebnisbericht in Bildern

Die Schladminger Tauern zeigten sich vielseitig. Vom heftigen Gewitter und Platzregen über dichten Nebel bis zu strahlenden Sonnenschein war alles dabei. Spektakulär war es immer.

Etwas mulmig war mir schon auf der Fahrt nach Österreich. Eine Woche allein in den Bergen bei nur mittelmäßiger Wettervorhersage in einer Region, die ich noch nie besucht hatte. Tageswanderungen mache ich oft allein, doch das ist meine erste Mehrtages-Solowanderung. Schon nach kurzer Zeit sind alle Bedenken weg: Die Schladminger Tauern empfangen mich mit herbstlicher Stimmung. Nebel wirbelt um die Gipfel. Das lange Gras streift an meinen Beinen. Das feine Nieseln entwickelt sich zu Platzregen. Über der Ignaz-Mattis-Hütte leuchtet plötzlich ein Streifen Abendsonne. Die Alpen fühlen sich einfach überall nach »Zuhause« an.

ALLE FOTOS: CHRISTINA GROB

Die mystische Stimmung hielt die ersten vier Tage an, während ich auf einsamen Pfaden durch die Bergkessel und über Gipfelkämme zog. Die Füße waren meistens nass, aber ich konnte mich kaum satt sehen an den wechselnden Lichtverhältnissen, den schweren Dunst- und Regenschwaden. Selten wirken Berghütten wie hier die Gollinghütte so einladend wie bei echtem Herbstwetter...

Und am fünften Tag war sie dann da, die Sonne. Erlösend stieg sie direkt in der Früh an einem wolkenfreien Himmel auf und die triefendnasse Erde dampft. Die Tropfen glitzern überall an den Blättern und Nadeln der Bäume. Der Boden ist aufgeweicht und Pfützen fließen langsam auf dem Weg ab. Ich steige immer weiter hinauf, der Wärme entgegen. Als ich gegen Mittag die karstige Gipfelregion erreiche, sind die Steine bereits trocken und warm. Die Aussicht ist klar und – typisch für die Schladminger Tauern – irgendwie wilder und rauer als anderenorts. Ganz alleine mache ich meine Pause unterhalb der Bergspitzen. Es ist still, nur das weit entfernte Rauschen eines Gebirgsbachs ist zu hören. Ein kleiner Bergsturz rauscht vermutlich auf der Rückseite der Gipfelkette zu Tal und ich beschließe, den sicheren Weg durch die Scharte zu nehmen. Das Alleinsein macht mir überhaupt nichts aus, im Gegenteil. Ich genieße es, alle meine Sinne der Natur zu widmen und lasse mir viel mehr Zeit als sonst beim Wandern.

Die Schladminger Tauern erwiesen sich als so vielseitig wie das Wetter, mit dem ich hier vor allem in der ersten Hälfte meiner Wanderung konfrontiert war. Ich wandere auf Wiesen, Forststraßen, Wanderwegen, durch Wälder

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