Steilgras- Abenteuer

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Die Höfats ist gleichermaßen unnahbar wie faszinierend. Für eine Besteigung braucht es ein robustes Nervenkostüm – oder einen erfahrenen Bergführer. Text & Fotos: Günter Kast

SERIE Wilde Wege

Steilste Grasflanken prägen das Bild der Höfats und machen die Besteigung zu einem heiklen Unterfangen. Auch Sichern ist im Schrofengelände knifflig.

Oft läuft es doch so ab: In aller Herrgottsfrüh strampelt man mit dem Mountainbike irgendeinen Forstweg in irgendeinem Seitental hinauf, um möglichst früh am Berg zu sein. Dieses Mal ist es anders: Bergführer Thomas Dempfle lässt sich viel Zeit bei der Auffahrt ins Gerstrubental. Immer wieder hält er an und zeigt mir versteckte Pfade mit Einsamkeitsgarantie auf die Gipfel seiner Oberallgäuer Heimat. Der Chef der Oberstdorfer Alpinschule Oase lässt es bewusst ruhig angehen. Er stand Dutzende Male auf den Gipfeln der Höfats und weiß: Nass geht gar nicht! Denn dann werden die absurd steilen Grasflanken zu einem Himmelfahrtskommando.

Vorstellen muss man die Höfats wohl kaum. Sie war nicht nur Schauplatz bedeutender alpinistischer Leistungen, sondern auch des »Edelweiß-Krieges«: Um 1925 hatten Einheimische die einst sagenhaften Vorkommen an der Höfats nahezu ausgerottet. Dann übernahm die Bergwacht den Schutz der begehrten Alpenblumen und errichtete zu diesem Zweck auf dem einzigen flachen Absatz weit und breit an der Höfatsgufel einen Beobachtungsposten.

Um im Steilgras Halt zu finden, setzten die Aufpasser teilweise Steigeisen und Pickel ein. Nach und nach bildeten sich so schmale Trittspuren heraus, aber zu tödlichen Abstürzen kam es trotzdem immer wieder. Den Mythos und Kult um diesen dunkelgrün ummantelten und entsprechend düster und bedrohlich wirkenden Berg mit den messerscharfen Kanten ließ das nur größer werden.

Verhauer verboten

Klar, dass man so einen Gipfel gerne besteigen würde. Bei mir entwickelte sich über die Jahre eine Art Hass-Liebe. Wann immer ich von anderen Gipfeln zur Höfats hinüberblickte, wurde ich schmerzhaft daran erinnert, dass mir diese Preziose noch fehlte. Warum? Ganz einfach: Weil ich bislang nicht den Mut dafür hatte. Und außerdem: Mir persönlich wäre es ja recht wurscht, wo ich abstürze. Aber für die Angehörigen ist es dann doch irgendwie blöd, wenn sie erklären müssen, der Verunglückte sei an einem Grasbuckel abgerutscht. Klingt ja nun wirklich nicht gerade heldenhaft.

Thomas möchte mit mir nicht über den Normalweg via Älpelesattel zum Ostgipfel aufsteigen, sondern via Höfatsgufel. Die Verhältnisse sind perfekt: Der warme Wind hat den Morgentau fast voll

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