Zweite Reihe, beste Reihe

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Berge, die im Dunstkreis berühmter Gipfel stehen, sind oft eine gute Wahl – denn auf diesen »Schattenbergen« ist meist viel weniger los.

Text: Günter Kast

Die Hochfrottspitze (ganz rechts) ist Teil des berühmten Allgäuer Dreigestirns. Trettachspitze und Mädelegabel stellen sie aber ein wenig in den Schatten.
FOTO: MAURITIUS IMAGES/BUSSE & YANKUSHEV

Schattenberge. Klingt irgendwie düster. Und sie existieren tatsächlich, zum Beispiel im Wallis: Während die Vispertaler Sonnenberge auf der Nordseite des Rhonetals von ebendieser verwöhnt werden, liegen die Rarner Schattenberge gegenüber in dunklen Gefilden, vor allem im Winter. Im Allgäu südöstlich von Oberstdorf gibt es sogar einen 1845 Meter hohen Gipfel namens Schattenberg, ebenso im böhmischen Teil des Erzgebirges, der ist allerdings nur halb so hoch (950 m).

Solche real existierenden Berggestalten sind auf den folgenden Seiten jedoch nicht das Thema. Schattenberg – das ist unser Synonym für einen Gipfel in der zweiten Reihe. Denn auf vielen prominenten Zacken kann es heutzutage schon mal eng werden. Vor allem an Wochenenden und im Einzugsgebiet der Ballungsräume treten sich die Bergfreunde dann gegenseitig auf die Wanderschuhe. Auf volle Gipfel, laute Zeitgenossen und überbelegte Hütten hat aber niemand Lust. Und genau deshalb sind die Erhebungen der zweiten Reihe, die im Schatten prominenter Berge stehen, eine gute Wahl: Sie versprechen oft ein gleichwertiges Erlebnis, ganz ohne Rummel.

Natürlich lässt sich trefflich darüber streiten, welche Attribute einen Schattenberg ausmachen. Wir wollen Sie jedoch nicht mit Abhandlungen über die Prominenz und die orometrische Dominanz von Gipfeln langweilen. Unsere Kriterien sind denkbar simpel: Ein Schattenberg hat einen berühmten Nachbarn, ist selbst aber weniger bekannt, vielleicht sogar schwieriger zu besteigen. Und damit die Anreise im Rahmen bleibt, beschränken wir uns auf die bayerischen Alpen und das angrenzende Österreich.

Günter Kast gefiel die Idee, den »Schattenbergen« eine Bühne zu bieten – obwohl er rein gar nichts gegen einen Platz an der Sonne einzuwenden hat.

Vom Taubensee wirkt das Hochkaltermassiv (rechts) deutlich wuchtiger als der viel bekanntere Watzmann (links).

1 / Hochkalter (2607 m) Des Königs Bruder

Der Watzmann zieht Bergsteiger magisch an. »Groß und mächtig, schicksalsträchtig«, dichtete Wolfgang Ambros. Man möchte hinzufügen: »und überlaufen«. Wer mehr Ruhe wünscht, sollte sich den in Sichtweite in den Himmel ragenden Hochkalter vornehmen. Allein wird man auch hier nicht sein. Doch während im Watzmannhaus viele ei

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