Grenzgang

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Der neu geschaffene Hoch-Tirol-Trail führt vom Südtiroler Ahrntal ins Osttiroler Virgental. In den drei Tagen auf dem Weitwanderweg erkundet man ein wildes und ziemlich einsames Hochgebirge.

Text & Fotos: Folkert Lenz

Rot wie Blut! Na gut, eher ein bisschen rostfarben läuft das Rinnsal aus dem Berg. Martin Stolzlechner zwängt sich durch einen schulterbreiten Schlitz in den Felsen, aus dem der Wasserlauf kommt. »Hier im Stollen sieht man noch, dass er mit der Hand gehämmert wurde«, erklärt der Tourenführer im Zwielicht. Der Bergbau hat Tradition im obersten Ahrntal. Kupfer haben die Talbewohner hier jahrhundertelang aus den Erzflözen geholt. Entlang der historischen Stätten kann man zur Lenkjöchlhütte durchs Röttal aufsteigen. Der Name sagt es: Was aus dem Berg kommt, ist rot. Egal ob Wasser oder Gestein.

Auf dem Hoch-Tirol-Trail

Die grenzüberschreitende Drei-Tage-Wanderung führt vom Südtiroler Ahrntal bis an den Großvenediger in Osttirol. Dabei verläuft die Strecke auf der Südseite durch den Naturpark Rieserferner-Ahrn und in Österreich durch den Nationalpark Hohe Tauern. Knapp 25 Kilometer lang ist der Weg, rund 1500 Höhenmeter müssen im Aufstieg, etwa 1800 Höhenmeter im Abstieg absolviert werden. Gerade die mittlere Etappe verläuft in hochalpinem Terrain.

Auf der Terrasse der Rötalm wartet schon der traditionelle Graukäse auf hungrige Gäste. Die sind in eineinhalb Stunden von Kasern über den Knappensteig heraufgekommen. »Eine gute Wahl«, lobt Almwirt Konrad Benedikter. Denn von Prettau ist der Weg zur Lenkjöchlhütte über das Windtal ausgeschildert. »Dort gibt es aber nur Schutt und Steine, bei uns im Röttal dagegen Wiesen und sogar Moor«, wirbt Benedikter. Er hat recht: Fast lieblich geht es weiter durch das breite Tal, wo sich das Rötmoos als Feuchtgebiet breitgemacht hat. Wollgras wiegt im Wind, kratzige Disteln strecken ihre Hälse in die Luft. Bald ist die Silhouette der Lenkjöchlhütte über der Moräne des Rötkees zu erkennen. Wo früher der Gletscher die Wanderer beeindruckte, zeugt jetzt nur noch ein grün schimmernder See vom einstigen Eis.

Bei der Ankunft an der Lenkjöchlhütte spürt man die Entertainer-Qualitäten von Christian Steger. Im kehligen Dialekt begrüßt der junge Wirt seine Besucher. Und flugs steht ein »Hittnbrettl« mit Speck, Käse und Kren auf dem Tisch. Die Familie Steger ist schon seit rund einem halben Jahrhundert auf der »Lenkl«. Der Altersdurchschnitt der Gäste ist durchaus niedriger, als man es von Alpenvereinshütten gewohnt ist. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass Christian beim abendlichen Feiern nicht gle

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