LICHT AM HORIZONT

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Kapstadt

Die Villa von Kearnon O’Molony scheint über dem Atlantik zu schweben – eine perfekte Illusion. Tatsächlich liegt sie in bester Nachbarschaft zu anderen Häusern an diesem Ausläufer des Tafelbergs, hoch über Kapstadts Nobelvorort Bantry Bay. Aber davon bekommt man dank cleverem Umbau nichts mit

Logenplatz Der Schwebezustand des Gebäudes aus den 1960er-Jahren ist eine optische Täuschung, die sich durch die Hanglage an einem Ausläufer des Tafelbergs ergibt. Eine Galerie umrundet die oberste Ebene des Hauses, zu der insgesamt 106 Stufen führen. Bequemer ist der Lift, den es glücklicherweise auch gibt. Architektonisch und rustikal zugleich wirkt die geometrische Strohverkleidung des Dachüberstands
Fotos FRANK FEATURES
Steinreiche Aussicht Wie ein Bilderrahmen wirkt das Fenster, hinter dem die Felsen und Findlinge des Gebirges zum Greifen nah sind. In der Küche hält sich Kearnon O’Molony, der gerne kocht, am liebsten auf – mit aufs Foto wollte der Hausherr nicht. Stattdessen komplementiert die Stylistin die Szene. Die Einbauküche aus Eschenholz ist in Petrol lackiert, das sowohl zur Pflanzenwelt als auch zu den Farben des Meeres passt. Die Strukturfliesen (Tabarka Studio) reflektieren das Licht in alle Richtungen
Meerblick inklusive Richtig kalt wird es in Kapstadt selbst in den Wintermonaten nicht, aber ein Kaminfeuer ist einfach gemütlich. Der lederne Couchtisch besteht aus einer alten Wrestlingmatte, das blaue Sofa und die Sofabank stammen aus der Feder von Innenarchitektin Tara Bean. Zu den Mid-Century-Vibes gesellt sich überraschend harmonisch afrikanische Handwerkskunst: Ein roter Berber aus Marokko liegt auf einem Grasteppich aus Swasiland
Natur zum Greifen nah Auch im Schlafzimmer spielt afrikanisches Handwerk in Form von Teppichen, Textilien und Stühlen die Hauptrolle – wenn man den Blick vom mediterran inspirierten Garten losreißen kann, der das Haus umgibt und nahtlos in die Berglandschaft übergeht. Hocker von der Elfenbeinküste dienen als Nachttische

Es duftet würzig nach Kiefern in der gleißenden Sonne, am knallblauen Himmel kreisen die Möwen kreischend über dem Atlantik. Welle für Welle schlägt er ans Ufer, rund fünfzehn Meter weiter unten. Sonst ist hier oben an diesem Ausläufer des Tafelbergs nichts zu hören. Nicht mal die viel befahrene malerische Küstenstraße Victoria Road. Und auch nicht die Nachbarn, deren Häuser sich ebenfalls in die Felsen über der Bantry Bay krallen. Denn „Icaria House“ liegt etwas zurückgesetzt, ein Hideaway im Wortsinn, das sich organisch aus dem schroffen Gestein herauszuschälen scheint.

Das war allerdings nicht immer so. Als das Haus aus den Sechzigern vor über zehn Jahren Kearnon O’Molony angeboten wurde, war es heruntergekommen: ein liebloser Bau, komplett zur falschen Himmelsrichtung ausgerichtet, keine Fenster mit Aussicht, innen lauter kl

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