Mein Kampf zurück ins Leben

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Mitten im Leben

Melanie (52) wurde als Kind von einem Pfarrer missbraucht

In einem katholischen Kinderheim ging Melanie wortwörtlich durch die Hölle. Heute macht sich die mutige Frau für Missbrauchsopfer stark

In Bayern fand Melanie endlich ihr Glück. Durch Hermann lernte sie wieder zu lieben und zu vertrauen

Wenn Melanie Hach eine ihrer zehn Kühe mit Namen anspricht und sie neck isch an den Ohren krault, lacht sie so heiter und unbekümmert, als sei sie der fröhlichste Mensch der Welt. Aber ihr Glück ist brüchig. Es reicht der Geruch von Weihrauch oder das Läuten einer Kirchenglocke, und es gibt die andere Melanie. Die, die mühsam nach Luft röchelt, wackelige Knie hat und unter schlimmer Übelkeit leidet. „Es geht mir in solchen Momenten richtig schlecht, und ich bin w ieder das k leine Mädchen, das all die Qualen aushalten muss.“

Melanie spricht von den brutalen Vergewaltigungen eines katholischen Pfarrers, der sich regelmäßig an ihr verging. „Meine Eltern waren beide alkoholkrank und mit uns drei Kindern komplett überfordert. Wir kannten keinerlei Liebe und Fürsorge, nur Gewalt“, erzählt die 52-Jährige. Als sie vier Jahre alt ist, reagiert das Jugendamt, und Melanie kommt in das katholische Kinderheim Vinzenzwerk Handorf. „Ich bekam als einziges Kind ein Einzelzimmer und merkte schnell, warum. Der Pfarrer wollte ungestört mit mir sein“, sagt Melanie mit fester Stimme, aber man sieht ihr an, wie schwer es ihr fällt, über die Vergangenheit zu sprechen. Sie weiß rückblickend, dass zumindest einige der Nonnen von den Verbrechen w ussten. „Ich hatte ständig einen verletzten Unterleib. Sie haben mir Creme auf die Wunden gegeben, aber nichts getan, um das Grauen an mir zu beenden. Sie haben einfach weggesehen, um sich nicht gegen den Geistlichen stellen zu müssen.“

Als Kind dachte Melanie, Schutz gefunden zu haben. Doch sie erlebte ihren schlimmsten Albtraum
Fotos: MPR Micus/Dalma Kesting

Es dauerte Jahre, bis sie wieder Vertrauen fand

Drei Jahre dauert das unbeschreibliche Martyrium, bis Melanie mit sieben Jahren wieder zurück in ihre Familie kommt. Trotz ihres schwierigen Verhältnisses erzählt sie ihrer Mutter vom Missbrauch, bekommt aber nur ein „Selbst schuld!“ an den Kopf geworfen. Schließlich ist ihre Seele so zerbrochen, dass sie sogar ihren Glauben verliert: „Gott hat mich nicht beschützt. Wenn es einen gerechten Gott gäbe, hätte er nicht zugelassen, dass so etwas einem Kind angetan wird.“

Hilfe findet Melanie in einer Klinik, doch die Trennung von ihrer Familie macht sie orientierungslos. Mit 21 heiratet sie, bekommt fünf Kinder. „Doch Liebe bekam ich auch von ihm nicht, sondern erneut nur Demütigungen. Ich hatte ja nie gelernt, mich zu wehren, und nahm alles hin. Ich lebte nach dem mir antrainierten Muster.“

Doch für ihre Kinder will Melanie stark sein, eine

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