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60 Jahre Trabant 601

VOR 60 JAHREN startete der Trabant 601 durch. Das meistgebaute Auto der DDR – mit Symbolcharakter: Anfangs stand er für Fortschritt, dann für Stillstand. Und am Ende für die neu gewonnene Freiheit. Über ein kleines Auto mit großer Geschichte.

`Es ist still auf dem Messestand in Leipzig. Alle schauen auf das Gewicht, das über dem Stück Plaste baumelt. Als es runterhämmert, geht ein Raunen durch die Menge. Alle fragen sich: Wie kann das Material solchen Kräften widerstehen?

Andere Frage: Wie konnte der Trabant über 30 Jahre ohne Fortschritt auskommen? Durchhalten! Genau wie das Stück Duroplast vom Messestand, das 1954 in Leipzig aller Welt zeigt, dass man Autos auch ohne Blech stabil einzukleiden vermag.

Ein Leichtbaupionier in Großserie

Was keiner wissen soll: Das Material unter dem Hammer wird jeden Abend ausgetauscht. Der Trabant nicht. Er muss sein ganzes Leben mit einer einzigen, großartigen Idee auskommen, die ihn am Anfang seiner Tage, 1957, zum Meisterwerk macht. Mit seinen zehn Kunststoffteilen auf dem Stahlgerippe ist er der Großserienpionier des Leichtbaus. Einer, der selten rosten sollte.

Nun, die Onkel meiner Familie sahen das anders. Sie fuhren alte Lada und Fiat und zählten die Wochenenden, an denen wieder mal ein Trabi mit durchgerostetem Geweih anrollte – eine Art stählerner Hilfsrahmen unter der Stehwand, an der der Motorschemel angeflanscht wurde. Ohne Korrosionsschutz überstand er höchstens zwei Winter. Wenig hilfreich, dass es diesen Schutz nicht ab Werk gab. Was die unwissenden Besitzer mit bleichen Gesichtern in unserer Garage registrierten – die ihre Beziehung zum Trabi nicht verheimlichten. Sie ersehnten ihn – und verfluchten ihn, wenn er da war. Aus heutiger Sicht hätte es gar kein passenderes Auto für die DDR geben können.

Irgendwie musste der Trabant mit der Wende sterben.Und mit ihm einige Rekorde: Kein Auto hatte längere Wartezeiten, wurde vom Trendsetter zum Ladenhüter heruntergewirtschaftet – kein anderes Auto roch so, wie es klang, tuckerte 1989 glücklicher über den Berliner Kurfürstendamm und trug Tausende in die Freiheit.

LETZTER Auftritt für den Trabi: Er fuhr die Menschen der DDR in die Freiheit – diese Bilder gingen um die Welt
4000 TEILE machen einen Trabant komplett. Einzigartig sind seine Duroplast-Komponenten, die nach dem Pressen zurechtgeschnitten wurden. Übrigens: Der Hauptbestandteil von Duroplast sind Baumwollfasern (zu 46 Prozent). Der Volksmund witzelte dazu: „Zwei Arbeiter sind nötig, um den Trabant zu bauen – einer faltet, einer klebt.“ Im Werk wurden beim 601 sechs Farbtöne versprüht. Und ja: Mit der Rennpappe konnte man sich auch sportlich betätigen ...
Fotos: Adobe Stock, , Archiv Klaus Zwingenberg, Getty Images, Hersteller, IMAGO, Picture Alliance, Ullstein-Bild

So begann die Trabi-Ge

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