Zwischen Anspru ch und Realität

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Mit Vorschusslorbeeren hinsichtlich Batterietechnik und Software starteten diverse CHINESISCHE MARKENmit ihren Elektroautos in Deutschland. BYD ist mittlerweile sogar der größte E-Auto-Hersteller der Welt. Doch wie schlagen sich BYD Dolphin und Ora 03 im Test gegen die Europäer Cupra Born und Opel Astra Electric?

Carl Nowak

Fotos: Achim Hartmann

Völlig unabhängig vom Testergebnis steht erst mal eine Zahl: 34 990 Euro. So viel verlangt BYD für das Topmodell Design des Dolphin. Nicht wenig für einen Kompakten, und doch unterbietet der BYD den Cupra Born im Grundpreis um über 6000 Euro, ohne dass man bei Cupra bereits irgendein aufpreispflichtiges Extra in den MEB-Ableger geschraubt hätte. Wie diese Preisdifferenz zustande kommt? Das erste Indiz liefert der Winter, denn der deckt schonungslos das erste Problem auf: Es wird nicht warm im Dolphin. Trotz oder wegen der serienmäßigen Wärmepumpe muss die Klimaautomatik schon auf 30 Grad oder mehr gestellt werden, will man so etwas wie Wärme aus den Lüftungsdüsen spüren.

Stattdessen darf man sich das Klappern des rechten Ausströmers anhören und blickt bei Regen immer wieder auf stark beschlagene Scheiben. Abgesehen davon wirkt der Innenraum recht ansehnlich zusammengesetzt. Das viele Hartplastik schmeichelt zwar nicht den Händen, die weichen Kunstledersitze mit passablem Seitenhalt schmiegen sich indes angenehm an. Die Kopfstützen sitzen großen Fahrern jedoch ebenso im Nacken wie der Tempolimit-Warner: Bei kleinsten Übertretungen piept der Dolphin, was aufgrund der fehleranfälligen Verkehrszeichenerkennung das umständliche Abschalten im dritten Untermenü unumgänglich macht. Nicht nur nervig, sondern potenziell auch gefährlich ist das Verhalten des BYD an der nächsten Ampel: Nähert sich von rechts oder links hinten ein Fahrzeug, fordert er tatsächlich im Tachodisplay dazu auf, die rechte oder linke Tür zu öffnen – kein Witz.

Drehdisplay und Programmarmut

Die Ampelphase gibt Zeit, sich mit dem Bedienarrangement auseinanderzusetzen: Tastenleiste in der Mittelkonsole, klare Lenkradbedienung. Unter den Tasten findet sich auch eine zum Rotieren des Bildschirms. Nicht dass wir diese Funktion bisher vermisst hätten, doch sie ist eine Art Markenzeichen der BYD-Modelle. Der 12,8 Zoll große Touchscreen löst gut auf, läuft vorbildlich flüssig, die Menüstruktur hat man nach ein paar Wischpartien halbwegs raus, und, ja, das war’s dann irgendwie auch.

Wer mit einem chinesischen Software-Feuerwerk rechnet, findet Android Auto

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