VIRTUELLE REALITÄT

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Reportage · Virtuelle Reifenerprobung

Um Zeit und Ressourcen zu sparen, setzt Pirelli verstärkt auf digitale Technik in Entwicklung und Erprobung. Wir haben ausprobiert, wie gut die virtuellen Ergebnisse aus dem Simulator tatsächlich zur Wirklichkeit auf der Teststrecke passen

FOTOS Frank Ratering, Hersteller (2)

Physische Fahrversuche

Die Erprobung eines neuen Reifens erfordert viel Zeit und einen beträchtlichen Aufwand. Für viele Test-Disziplinen benötigt man spezielle Strecken. Das Wetter muss stimmen, das Auto funktionieren, und die Reifen dürfen nicht zu sehr verschlissen sein. Dazu sind erhebliche Reisezeiten sowie eine akribische Planung der Aktivitäten notwendig. Die Erprobung virtueller Modelle im Simulator (links) kann dies auf ein Minimum reduzieren und spart dadurch viel Geld, schont Ressourcen und beschleunigt die Prozesse enorm. Kein Wunder, dass führende Reifenhersteller wie Pirelli mit großem Eifer daran arbeiten, die Digitalisierung der Erprobung weiter voranzutreiben. Schon heute sind die Möglichkeiten zutiefst beeindruckend

Am Tag nach dem Simulator-Test scheuchen wir den realen BMW-Testwagen auf den neu entwickelten Reifen über den Nasshandling-Parcours in Vizzola
Im Kontrollraum hinter dem Simulator laufen alle Daten zusammen. Rund 500 Sensoren melden jede Kleinigkeit an die Hochleistungsrechner
Das Gleichgewichtsorgan meldet Ruhe, alle übrigen Sinne sind voll in Aktion – ein Härtetest für den Tester-Magen

Statischer Simulator

Im Pirelli-Hauptsitz in Mailand steht einer von weltweit drei statischen Simulatoren. Ein stillgelegter Porsche 911-Testwagen, der bis unters Dach mit Elektronik gespickt in einem Laborraum wartet, bildet die „Konsole“, auf der die Testfahrer virtuell das Zusammenspiel von Straße, Auto und Reifen absolut wirklichkeitsgetreu erleben können. Alle Reaktionen erfolgen in Echtzeit und erlauben den speziell geschulten Fahrern bereits zu einem frühen Stadium detaillierte Eindrücke. Dieses Feedback fließt direkt in die weitere Entwicklung ein und ermöglicht es den Ingenieuren, ihre Ideen ohne Umwege und mit enormer Schnelligkeit auszuprobieren und zu optimieren. Das spart viel Zeit, eine Menge Geld und reduziert die Anzahl der nötigen Testreifen.

Mir ist speiübel! Fotograf Frank steht in aller Seelenruhe neben dem Porsche, in dem ich sitze, und knipst durchs offene Seitenfenster, während ich hochkonzentriert in einem 3er BMW mit Vollgas nah an der Haftgrenze und noch dichter an der Streckenbegrenzung entlang über den klatschnass-beregneten Handlingkurs in Vizzola brettere. Wie das zusammenpasst? Wir sind zu Gast in Pirellis Entwicklungsabteilung und testen dort als erstes Medium weltweit deren Simulatoren. Im Erdgeschoss des „P Zero“-Gebäudes der Mailänder Pirelli-Zentrale liegt hinter gut gesicherten Tü

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