Knöpfe, Tasten und Schalter

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Meinung

Die digitale Überforderung ist längst im Auto angekommen. Billige TFT-Bildschirme ersetzen handfeste Schalter – ein Risiko. Jetzt schaltet sich die Organisation für Fahrzeugsicherheit ein

Stefan Miete, Chefredakteur
Alt, aber sicher: Cockpit der Mercedes S-Klasse (W140) mit warmem Holz, Tasten, Schaltern und Analoguhren
Unterkühlt und schmucklos: „Fahrer-Büro“ von Tesla mit extragroßem Computer-Bildschirm
Fotos: F. Ratering (2), M. Scherag (1), A. Emmerling (1)

Liebe Leserinnen und Leser,

kürzlich traf ich einen Auto-Designer, den ich schon ewig kenne. Wir sind per Du und kommen schnell zur Sache, wenn wir über Autos reden. Wenn wir richtig in die Diskussion einsteigen, übernimmt jeder von uns eine Rolle und vertritt die gegenteilige Position. Nicht, dass wir grundsätzlich auseinanderliegen. Es macht einfach Spaß, ein Thema auszutesten – mit den besten Argumenten, versteht sich. Er ist der Avantgardist, der so gut wie alles Neue „extrem spannend“ findet, in sämtlichen Social Media-Kanälen aktiv ist und ständig neue Restaurants ausprobiert. Ich bin vergleichsweise konservativ, abstandhaltend neugierig und für die Gastronomiewelt eine Konjunkturbremse. Zu unseren Lieblingsthemen gehört die Antwort auf die Frage nach der bestmöglichen Bedienbarkeit unserer Autos. Designer betrachten Flächen und Formen mit anderen Augen. Einen mit Knöpfchen und Schaltern zugepflasterten Armaturenträger mögen sie meist nicht. „Du kriegst keine vernünftigen Oberflächen hin, wenn alles voller Schalter ist“, sagt er und betont, dass der Touch- und Sprachbedienung die Zukunft gehört.

Dabei sind die billigen TFT-Displays für die Hersteller genau das – billiger als die herkömmliche Bedienung mit Tasten. Diese milliardenfach bewährten sogenannten Hardkeys steuern immer nur ein und dieselbe Funktion. Da ein gut greifbarer Lautstärkeregler des Radios für den Hersteller aber teurer ist als ein zusätzliches Wischfeld auf dem Monitor, fliegt der Radioknopf raus – und alle anderen gleich mit. Zurück bleiben genervte Fahrer, die sich in Menüs und Untermenüs verheddern oder an den oft winzigen, schwer zu treffenden Wischflächen scheitern, die Aktionen wie lauter, leiser, wärmer oder kälter steuern. Die wuchernden TFT-Monitore erfüllen dabei auch eine verkäuferische Aufgabe, sagt mein Gegen�

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