Tote Hose am Genfer See

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Das Messe-Sterben geht weiter. Diesmal trifft das Desinteresse der Autobauer den Genfer Salon. Dessen 100. Auflage könnte die letzte gewesen sein. Die Kosten sind viel zu hoch

Stefan Miete, Chefredakteur

Liebe Leserinnen und Leser,

es brauchte die Wucht einer Pandemie, um die großen Automessen in Frankfurt, Paris und Genf ins Wanken zu bringen. Keines der drei europäischen Traditions-Events kam seit den Corona-bedingten Absagen wieder richtig auf die Beine. Nicht die nach München verrutschte IAA, nicht die Mondial Paris Motor Show und auch nicht der Genfer Autosalon. Dass ausgerechnet die hundertste eidgenössische Leistungsschau die vermutlich letzte sein wird,spiegelt eine Entwicklung wider, in der die Europäer ihre Bühnen räumen, um sie den Konkurrenten aus China zu überlassen.

Unter Motorjournalisten genoss der „Genfer Salon“ einen guten Ruf. Die Flächen waren übersichtlich, die Wege kurz. Buchstäblich alle Marken fanden in zwei Hallen Unterschlupf. Ob Weltkonzern oder Manufaktur – über jedem Stand schwebte eine einheitlich große Namenstafel. Für einen Bombast wie auf der IAA in Frankfurt, wo allein Mercedes-Benz die komplette Festhalle in Beschlag nahm, war in Genf kein Platz. Wer seine Termine clever legte, konnte an einem einzigen Tag ein halbes Dutzend Vorstandsinterviews abklappern und am folgenden neue Autos begutachten.

Vorbei. Diesmal vertraten einzig Dacia, Renault, der US-Anbieter Lucid und eine Handvoll China-Marken das globale Autobusiness. Neben wenigen neuen wurden viele alte Fahrzeuge präsentiert – Klassiker aus 100 Salon-Jahren. So hat sich also auch die Genfer-Messe in eine Teppichbodenausstellung verwandelt.Viel Schlingware, wenig Auto. Die Abstinenz nahezu der kompletten Branche verwundert, steuert die Industrie doch auf eine veritable Absatzflaute zu. Eine gut sortierte Messe ist oft die erste Schnittstelle der Beziehung von Menschen und Autos. Sollten die Hersteller nicht mit ihren Highlights prahlen, statt sich wegzuducken? Wäre es nicht klüger auszustellen, um nicht wieder die falschen Schlagzeilen zu provozieren wie zuletzt auf dem IAA-Summit, als ein paar Chinesen den Deutschen die Sch

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