Dicke müssen draußen bleiben

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Paris will drakonische Parkgebühren einführen: Schwere Autos von auswärts sind an der Seine nicht mehr willkommen. Dabei ist die Argumentationsdecke dünn. Auch in Deutschland träumen Verkehrsverhinderer von Schock-Gebühren

Liebe Leserinnen und Leser,

Stefan Miete, Chefredakteur

Sie wollen nach Paris? Obacht! Das könnte pekuniär ungemütlich werden, wenn Sie das falsche Auto fahren. SUV-Piloten von auswärts sind an der Seine nicht mehr willkommen, wenn es nach dem Willen von Bürgermeisterin Anne Hidalgo geht. Die Sozialistin führt seit Jahren einen Kreuzzug gegen Autos. Ihr neuester Coup war eine an 1,3 Mio. Pariserinnen und Pariser gerichtete Bürgerbefragung. „Mehr oder weniger SUV in Paris?“, lautete das Thema. Zwar stimmten nur knapp sechs Prozent der Aufgerufenen ab, das Ergebnis aber ist klar: Exakt 54,5 Prozent wollen die SUV loswerden. Das Votum gegen die Hochsitzer könnte ernste Folgen haben. Für SUV und andere schwere Autos kostet eine Stunde Parken im Zentrum künftig 18 Euro statt sechs. Der Tarif in den Außenbezirken steigt von vier auf zwölf Euro. Und wer in der City sechs Stunden am Stück einen Parkplatz belegt, wird bald mit 225 Euro zur Kasse gebeten.

Auto-Gegnerin Hidalgo wittert in der Abstimmung gar revolutionäres Potenzial: „Die Pariser sind die Avantgarde einer Bewegung. Viele Städte werden nachziehen.“ Und tatsächlich – auch die Stadtoberen von Lyon, Bordeaux und Grenoble liebäugeln mit der Gebührenkeule. Der französische Automobilclub „40 millions d’automobilistes“ hingegen wittert Verrat: „Machen Sie sich nichts vor. Dieser Kampf gegen SUV ist nur ein Hintertürchen, um das Auto als Ganzes auszurotten.“ Anwohner, Pflegedienste und Handwerker sind ausgenommen – wie auch Reiche, denen es egal sein kann, was die temporäre Stellfläche kostet. Abkassiert werden sollen Paris-Besucher, die Verbrenner- oder Hybrid-Modelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen fahren oder Elektro-Autos ab zwei Tonnen. Eine Frage, Madame Hidalgo: Was macht einen VW Tiguan so gefährlich, dass er nicht dort parken soll, wo ein technisch weitgehend identischer VW Golf Variant es dürfte? Der ist sogar zwei Handbreit länger. Das Gewicht macht den Unterschied, Stichwort Verbrauch? Merke: Ein von einem modernen Diesel angetriebenes SUV der Tiguan-Klasse kommt mit kaum mehr als fünf Litern über die Runden. S

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