Wolken über Wolfsburg

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VW-Chef Schäfer schlägt Alarm: Die Marke ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Zehn Milliarden sollen eingespart werden. Die Welt hat sich verändert – VW wird sich anpassen müssen

Ihr Stefan Miete

Meinung

Stefan Miete, Chefredakteur

Liebe Leserinnen und Leser, die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch: Gefühlt einmal im Jahr verlas Karl-Heinz Köpcke in der Tagesschau die Nachricht, dass das VW-Werk die Preise zu erhöhen beabsichtigte. Für die Jüngeren: Köpcke war Chefsprecher der ARD-Tagesschau, einer Nachrichten-Instanz, der die gesamte Republik an den Lippen hing. Sein „Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau“, teilte den Tag. Ab Köpcke war Abend. Und auch die Preisgestaltung von Volkswagen war wichtig. Wenn „Das Werk“ etwas mitzuteilen hatte, dann hörte Deutschland zu. Das muss man wissen, wenn von VW die Rede ist. Die nahe Fallersleben aus dem Boden gestampfte, bis zum heutigen Tag größte Autofabrik der Welt ist anders. Schon der Name deutet auf diese Sonderstellung hin: Volks-Wagen, das Unser-aller-Auto.

Jahrzehntelang galt: Geht es den VW-Werkern gut, dann geht es Deutschland gut. Das abbezahlte Klinkerhäuschen vor der Stadt, der werksrabattierte Jahreswagen, die Aussicht auf eine zusätzliche Rente und die Gewissheit eines unzerstörbaren gewerkschaftlichen Schutzschirms – all das machte den VW-Werker zum Mitglied einer besonderen Gemeinschaft. Das könnte sich ändern, denn es ziehen dunkle Wolken auf in Wolfsburg. VW-Chef Thomas Schäfer schlägt Alarm: „Wir sind als Marke VW nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Situation ist sehr kritisch. Auch 2024 wird ein knallhartes Jahr für die gesamte Autoindustrie und für uns“, prognostiziert Schäfer. Das klingt beunruhigend in den Ohren der Werker, deren Welt zwischen „Tariflern“, „Übertariflern“ und „Befristeten“ unterscheidet. Personalvorstand Gunnar Kilian bringt die Herausforderung auf den Punkt: „Wir müssen unsere Kosten senken und mit weniger Personal auskommen.“ Kilian setzt auf Instrumente wie Altersteilzeit und Vorruhestandsregelungen. Zehn Mrd. Euro will der Vorstand so dauerhaft einsparen.

Die Gründe für die wachsende Unruhe am Mittellandkanal sind vielfältig. Wirtschafts-Experten monieren seit langem die zu großen Belegschaften. Die Investitionen in die Elektro-Mobilität sind enorm, die erhofften Verkaufszahlen liegen aber teils deutlich unter den Erwartungen. So

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