Rasen im roten Bereich

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VORSCHAU

Die neue Hypercar-Ära macht Le Mans zum Tollhaus: Acht Hersteller kämpfen Mitte Juni beim 24h-Rennen um den Sieg. 2023 triumphierte Ferrari – jetzt jagen alle die roten Renner.

Der runde Geburtstag war erst der Auftakt: 2023 feierte Le Mans sein 100. Jubiläum, gleichzeitig debütierte die Hypercar-Topklasse. Mit Porsche, Ferrari, Toyota, Peugeot und Cadillac reisten fünf Hersteller zur Gratulationscour an die Sarthe. Dass dann ausgerechnet mit Ferrari die berühmteste Sportwagenmarke der Welt den Gesamtsieg abräumte – fast 60 Jahre nach dem letzten Sieg eines roten Werkswagens in Le Mans –, machte den Geburtstag so richtig rund.

Die Wahrheit ist aber auch, dass die große Hersteller-Welle eigentlich erst in diesem Jahr über Le Mans hereinschwappt. 2024 kämpfen sogar acht respektable Autohersteller in der Hypercar-Topklasse um den Gesamtsieg – ähnlich viele Marken standen zuletzt 1999 beim 24h-Klassiker im Département Sarthe am Start.

Auch wenn sich der Motorsport gerade prinzipiell und weltweit in einer erstaunlichen Boomphase befindet, ist der verblüffende Zuspruch der Hersteller im Langstreckenbereich trotzdem erklärungsbedürftig. „Die Regelgeber haben bei der neuen Hypercar-Topklasse vieles richtig gemacht“, behauptet Ferrari-Sportchef Antonello Coletta.

Die Gründe für den Höhenflug im Detail: Erstens sind die neuen Hypercars echte Billigheimer geworden. Der sündteure Technologiewettkampf gehört weitgehend der Vergangenheit an, daher sanken die Entwicklungskosten um 80 Prozent im Vergleich zur alten LMP1-Hybridepoche, die 2017 endete.

Zweitens erhöhte der transatlantische Brückenschlag nach Amerika die Attraktivität der Topklasse. In der Hypercar-Kategorie fahren streng genommen zwei Unterklassen gegeneinander. Die LMH-Wagen nach ACO-/FIA-Reglement von Toyota, Ferrari und Peugeot sind technisch freizügiger und damit auch etwas teurer. Die LMDh-Autos nach dem amerikanischen IMSA-Reglement von Alpine/ Renault, BMW, Cadillac, Porsche und Lamborghini verwenden mehr Einheitsbauteile, was die Kosten noch mal um etwa ein Drittel drückt.

Warum Langstrecke boomt

Als der Le-Mans-Ausrichter ACO 2020 überriss, dass sein LMH-Regelwerk nur maximal drei Hersteller anlocken würde, verhandelte man einen Deal mit den Amis. Mittlerweile dürfen in der Sportwagen-WM die US-Prototypen gegen die WM-Hypercars antreten, nachdem die technischen Unterschiede zwischen den beiden Klassen durch Anpassungen im Reglement weitgehend reduziert wurden – LMH und LMDh sollen gleichberechtigt um Siege kämpfen. Der Vorteil für die Hersteller: Sie können mit dem gleichen Auto in der WEC und in der amerikanischen IMSA-Serie antreten, was so zuletzt nicht mehr möglich war. In beiden Fahrzeuggattungen ist drittens Hybridantrieb vorgeschrieben, was für die Hersteller wegen der Elektrifizierung auf der Straßenseite einen weitere

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