Wiedersehen macht Freunde

6 min lesen

RENAULT 5: DIE ERSTE UND DIE NÄCHSTE GENERATION

Der Renault 5 war immer mehr als ein Gefährt, mehr gar als ein Gefährte. Er war „der kleine Freund“ und soll es stattlicher, stärker und strömend wieder werden.

1972 startet die erste Generation des R5, vor rund 30 Jahren tritt die zweite ab. Nun kommt die dritte, in neuer Dimension bei Antrieb und Format ab 24 900 Euro

Der Lauf der Welt seit jeher, der Beginn aller Epochen, Aufstieg und Fall von Imperien und das eigene Leben – all das entscheidet sich in Augenblicken. Cäsars Moment der Unachtsamkeit am 15. März 44 vor Christus. Mario Götzes Bruchteile-von-Sekunden-Reaktion, Schürrles Flanke mit der Brust auf den linken Fuß zu lenken, am 13. Juli 2014 in der 113. WM-Final-Spielminute. Oder: die spontane Begeisterung, die Michel Boués Entwurf für das Projekt 122 Ende der 1960er in Renaults Chefetage auslöst. Mag man auch diskutieren, was von all dem die Welt am meisten bewegt hat: Für 9 008 912 Neu- und viele weitere Millionen Zweit-, Dritt-, Vierthandkäufer sowie uns Freunde der Kraftfahrt, der heiteren französischen zumal, dürfte es Projekt 122 sein, der R5.

Der startet 1972, reiht sich, könnte man meinen, zwischen R4 und R6 ein, ist aber eine ganz andere Nummer: einer der ersten Kleinwagen von großem Format. Ihn sollen die Konstrukteure nicht nach Kostenvorgaben zusammenknausern, sondern nach Kundenwünschen konstruieren, von denen Renault durch Käuferbefragungen erfährt. Projekt 122 ist als modernes, sparsames, erschwingliches, vergnügliches Auto für kleine Familien sowie junge Damen und Herren gedacht. Für die erdenken sich die Ingenieure die rempelfesten Stoßfänger und Leisten aus Kunststoff, stellen die Heckleuchten senkrecht für eine niedrige Ladekante und einen breiten Heckklappen-Ausschnitt. Zur Sicherheit gibt es serienmäßig Scheibenbremsen vorn, für exzessiven Rauchgenuss drei Aschenbecher und dazu Liegesitze vorn – womöglich auch, um der Romantik Raum und all den jungen Damen und Herren Gelegenheit zu verschaffen, zu kleinen Familien zu werden. Der R5 wird einer der erfolgreichsten Kleinwagen in der an erfolgreichen Kleinwagen (4CV, R4, Clio, Twingo) reichen Geschichte von Renault. Durch die Weltgeschichte gautscht er mit weichen Drehstabfedern, die ordnen die Ingenieure vorn längs, hinten quer hintereinander an. Deswegen ist der Radstand rechts drei Zentimeter kürzer als links.

Nach zwölf Jahren und 5,545 Millionen Exemplaren samt Turbo Alpine, Turbo und Turbo 2 kommt die zweite Generation. Dabei fiel es leichter, die Technik zu aktualisieren (Motor quer statt längs, was das Raumangebot steigert) als die Form. Zwar habe man sich, so Renaults damaliger Designchef Robert Opron, bemüht, konnte aber „keine bessere Form für den R5 finden als die des alten“. Was 40 Jahre später – also jetzt gleich – noch mal wichtig werden wird. Aber davor ergreifen wir die Chan

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel