AMG oder M?

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BMW und Mercedes hängen ihren Oberklasse-Limousinen gerne sportliche Buchstaben- und Zahlenkürzel an. Mit mehr als 600 PS und bis zu 1000 Nm Drehmoment drängen i5 M60 und AMG EQE 53 nun mächtig ins Elektro-Zeitalter. Doch wie viel vom alten Sportsgeist steckt wirklich in den Powerstromern?

Text: Clemens Hirschfeld Fotos: Hans-Dieter Seufert

IM VERGLEICHBMW i5 M60 XDRIVE: 442 kW, 820 Nm, 0–100 km/h: 3,7 s, Testwagenpreis: 107 950 Euro MERCEDES-AMG EQE 53 4MATIC+: 505 kW, 1000 Nm, 0–100 km/h: 3,3 s, Testwagenpreis: 132 736 Euro

Sprechen wir über Erwartungen, und zwar die ganz großen. AMG und M GmbH wecken die mit Leistungszahlen von 600 PS und mehr sowie bis zu 1000 Nm Drehmoment. Fast automatisch stellen BMW i5 M60 und Mercedes-AMG EQE 53 4Matic+ so ihre V8-getriebenen Vorgänger M5 und E 63 S in den Schatten. Deren Fußstapfen könnten jedoch größer kaum sein. Wir kommen also nicht umhin, uns die Frage zu stellen: Wie klappt das mit der Transformation zur Elektromobilität bei explizit sportlichen Hausmarken, die sich hier bisher vor allem über V8-Sound und -Power von der breiten Masse abheben?

Die Antwort ist weißer Rauch. Nein, nicht aus einem Schornstein in Rom. Hier wird schließlich kein neuer Papst gewählt. Wobei sportliche E-Mobilität durchaus eine Glaubensfrage ist. Die Traktionskontrolle hat jedenfalls nichts mehr zu melden. Aus dem ausschweifenden Drift – natürlich auf abgesperrtem Terrain – wird ein Allrad-Donut, der die Pirellis auf dem Asphalt verewigt. Das sieht von außen kaum weniger spektakulär aus als die Gymkhana-Videos eines gewissen Herrn Block, dessen Tochter gerade sein Drift-Erbe antritt. Ja, Elektromobilität darf ein wenig unvernünftig, vielleicht gar raufboldig auftreten.

EQE 53: schneller als E 63 S

Die Nebelmaschine heißt Mercedes-AMG EQE 53 4Matic+. Der hat gerade sein Messprogramm erfolgreich abgerissen und ganz nebenbei dem BMW i5 M60 zumindest längsdynamisch eine kleine Ohrfeige verpasst. Wie das? Ganz einfach: Sport+-Modus rein und mit beiden Füßen kräftig die Pedale durchtreten. Schon baut sich eine Soundkulisse auf, wie wenn ein Jet seine Triebwerke hochfährt. Überall im riesigen Hyperscreen herrscht Alarmstimmung. Fuß vom Bremspedal, und der EQE 53 schnellt los. Er reißt in 3,3 Sekunden die Werksangabe und rund zehn Sekunden später die 200er-Marke. So weit, so elektroraketig. Doch das Spielchen lässt sich beliebig oft wiederholen. Dabei bricht die Leistung sogar unterhalb des 70-Prozent-Akkustands nicht ein, obwohl AMG im Datenblatt darauf hinweist, dass nur ob



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