Feingeist für Glimmer-Amps

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Lautsprecher

Hersteller, die ihre Lautsprecher für das Zusammenspiel mit Röhrenverstärkern ausloben, argumentieren oft mit hohem Wirkungsgrad. Pure Dynamics AVA-Modell zeigt, dass andere Themen vielleicht sogar noch wichtiger sind.

Röhrenverstärker sind ein faszinierendes Betätigungsfeld. Neben der meist gelungenen Retro-Optik begeistern viele Glimmer-Amps mit einem unnachahmlich „anmachenden“ Sound. Einzig die Frage der passenden Lautsprecher bleibt ein Knackpunkt. Und da fangen die Probleme leider oft an, denn nicht wenige auf Wirkungsgrad getrimmte Konstruktionen laufen in tonaler Hinsicht ein wenig aus dem Ruder. Was bleibt, ist ein zwiespältiger Eindruck, der je nach CD, Platte oder Stream mal so oder so ausfällt. Den ein oder anderen mag eine solche Lösung begeistern. Der Autor kann sich damit allerdings nicht anfreunden, denn eine gute Wiedergabekette sollte ausgewogen klingen und bei allen musikalischen Genres gleichermaßen überzeugen.

Dass röhrenfreundliche Schallwandler in tonaler Hinsicht nicht nur ausgewogen, sondern nachgerade bemerkenswert linear abgestimmt sein können, bewies uns jüngst der kleine österreichische Hersteller Pure Dynamics mit seinem „Kompaktlautsprecher“ Effi (stereoplay 7/23).

Während die schön kantige Reflexbox nach Retro-HiFi aussieht, gibt sich unser Testkandidat, der rund 11000 Euro teure Standlautsprecher AVA, deutlich moderner – vor allem aber graziler und so für moderne Wohnlandschaften besser geeignet.

Das schlanke Äußere war aber nur eines der Entwicklungsziele. Als oberste Prämisse für die Dreiwegekonstruktion mit den insgesamt sieben (!) Treibern nennt Firmenchef Georg Ruppert „einen Lautsprecher mit Air Motion Transformer – kurz AMT oder auch JET-Hochtöner genannt – zu entwickeln, bei dem der Bass ähnlich detailliert und fein durchhörbar ist wie der Hochtonbereich“. Damit war für Ruppert klar, die 28 Kilo schwere AVA als geschlossene Konstruktion auszulegen. Mit dieser Maßnahme soll ihr Tiefton schneller ausschwingen als das bei einem Reflexsystem der Fall wäre. Eine weitere Vorgabe lautet: „tiefstmöglicher Bass aus kleinstmöglichem Gehäuse“.

Balsam für Elektrodenröhren

Typisch für die sauber gefertigten Echtholzboxen der Röhrenenthusiasten aus Wildon bei Graz ist die fast vollkommen linearisierte Impedanzkurve ihrer Lautsprecher – ab 200 Hz aufwärts eruierte unser Messlabor für die AVA eine nahezu gerade Linie auf Höhe von 7 Ohm, die bis 20 kHz reicht und Glimmer-Amps ihre Arbeit grundsätzlich sehr erleichtert.

VORBILD: Der AMT-Tweeter von Mundorf bestimmt bei der AVA die akustische und konstruktive Ausrichtung.

Genannten Punkt kann man nicht genug betonen, denn Röhren mögen vor allem zwei Dinge: eine ohmsche Last und Beständigkeit. Sie bevorzugen einen Schallwandler, der nicht von 8 Ohm auf 2 Ohm