Die große kleine Schwester

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Standlautsprecher

Bei Studiomonitoren denkt man in der Regel an eher kleine, aktive Lautsprecher. Bei den Erben der BBC-Abhörer kann man mit dieser Einschätzung ziemlich daneben liegen, wie die riesige neue Graham Audio LS4/4 zeigt.

Der Hintergrund dieses Lautsprechers ist ein wenig seltsam. Der Entwickler gibt nämlich an, die LS4/4 für all jene Interessierten gebaut zu haben, denen die LS5/5F zu groß ist. Das klingt erst mal gut. Schaut man dann aber auf die Datenblätter, gibt es eigentlich keinen nennenswerten Unterschied. Mit 110 Zentimetern Höhe ist die 4/4 einen Zentimeter kleiner als die 5/5F, bei einer identischen Tiefe von 48 cm. In der Breite fehlen der neuen 5 Zentimeter, aber mal ehrlich: Kommt es bei einer so großen Box darauf wirklich an?

Nun, es liegt nicht an mir, dies zu beurteilen. Die Kunden scheinen zufrieden zu sein, das ist, was zählt. Mich spricht die Box genauso an wie die größere Version, weil ich mich der Faszination dieser wuchtigen traditionellen Optik nicht entziehen kann. Was für ein Lautsprecher! Klar, die Optik ist auch das, woran sich die Geister scheiden werden. Da ist es sicher hilfreich, dass es eine schwarze Frontblende gibt, die das Ganze zumindest ein wenig dezenter macht.

Mit Erfahrung entwickelt

Ihre Deutschlandpremiere feierte die LS4/4 im Februar auf den Norddeutschen HiFi-Tagen in Hamburg. Gebaut wurde sie wie alle Graham-Audio-Lautsprecher in Devon, Südwestengland, und zwar von Hand. Hier entstehen auch die wohl bekanntesten Graham-Boxen, die BBClizenzierten Modelle LS3/5 und LS5/9. Der Grundgedanke hinter der Abstimmung ist daher auch der Wahrheit verpflichtet: Ein Lautsprecher soll alles wiedergeben, was eine Aufnahme beinhaltet – nicht weniger, aber auch nicht mehr. Klingt simpel, ist aber auch für erfahrene Entwickler eine Herausforderung, und so einer ist Derek Hughes. Der Sohn von Spencer und Dorothy Hughes, die zusammen Spendor gegründet haben, ist schlicht unglaublich erfahren. Er steht hinter zahlreichen BBC-Patenten, hat Installationen in Konzerthallen und in Tonstudios auf der ganzen Welt verantwortet und ist mit seinen über 70 Jahren noch immer fit und mit Leidenschaft dabei. Dabei war ihm eine Sache immer wichtig: Die Graham-Audio-Lautsprecher sollen auch in Wohnzimmern eine gute Figur machen.

LS4/4 Und das gilt wohl insbesondere für den kompakten Monitor LS3/5 und die etwas größere Ausführung LS5/9. Wie bei anderen Herstellern auch sind die Preise recht knackig: Sie beginnen bei 3000 Euro, aber wir haben bisher nur gute Erfahrungen mit diesen klassischen Monitoren gemacht, zuletzt mit der 4600 Euro teuren Rogers LS3/5a in Ausgabe 3/24.

Die LS4/4 wird als kompaktere 5/5F angepriesen, ist aber nur unwesentlich kleiner geraten.

Die neue 4/4 basiert auf der 5/5, so viel wissen wir. Die 5/5 kostet als „Kompakte“ 14.500 Euro un