Lässt nichts zu München übrig

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Netzwerk-Player

Sehen wir über die kulturelle Aneignung mal hinweg. Wenn ein Streamer so schlicht, aber so gut ist, sind Namen Schall und Rauch. Der Bayern-Spieler aus Fernost enthüllt, was zwischen den Noten wirklich in der Aufnahme steckt.

ZEIT-GEIST: Via BNC-Buchse lässt sich eine 10-MHz-Clock für extrem präzisen System-Takt anschließen.

Für Uneingeweihte mag beim Namen Silent Angel etwas Weihnachtsstimmung mitschwingen. Für Erleuchtete sind die Streamer der Marke dagegen ein wenig so, als ob Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen. Silent Angel ist der Streamingspezialist innerhalb von Thunder Data, einem auf Netzwerke spezialisierten Unternehmen aus Fernost. Er verfolgt das Ziel, die besten Streamer weit und breit zu bauen. Schnell sticht hervor, dass die, gemessen am hohen Anspruch, erstaunlich schlicht und funktionell gehaltenen Alu-Kästchen deutsche Namen tragen. Die Namen von Flüssen und Städten, um genau zu sein.

Das ist zweifellos eine große Ehre für unser Land und soll Nähe demonstrieren. Doch wenn man sich auf Reisen über Funklöcher wie Fußballfelder, über epische Bahn-Fails oder allerlei Probleme mit Elektroladesäulen ärgert, denkt man sich, dass einem diese Hommage derzeit nur auf einem weit entfernten Kontinent in den Sinn kommen kann. Das stimmt in diesem Fall aber nur zum Teil. Der Chefentwickler Chorus Chang absolvierte sein Informatikstudium in Deutschland – im Rhein-Main-Gebiet, um genau zu sein. Deshalb trugen auch die ersten Komponenten von Silent Angel die Namen Bonn und Rhein.

Der neue Silent Angel namens Munich MU wirkt trotz Deutschland-Bezug jedenfalls äußerst futuristisch. Schließlich steht sogar an der Unternehmensspitze von Thunder Data mit dem Informatik-Experten Dr. Eric Jian Huang ebenfalls ein ausgewiesener Kenner der Materie. Wenn sich hinter einem Streamer derart geballte Netzwerkkompetenz vereint, kommt trotz der deutschen Namen immerhin niemand auf die Idee, am 2600 Euro teuren Munich MU eine Fax-Schnittstelle für die Audiodaten vorzufinden. Im Gegenteil: Auf der Rückseite des bewusst schlicht gehaltenen Netzwerk-Players tummelt sich das Who-is-Who moderner Audio-Interfaces. Neben den üblichen Verdächtigen – S/PDIF-Koaxial und AES/ EBU – gibt es einen I2S-Ausgang, mit dem sich über HDMI-Kabel Digital-Audio-Daten verlustfrei übertragen lassen. DAC-Eingänge hatten in dieser radikalen Klangfixierung keinen Platz. Das gilt auch für den jitter-anfälligen digital-optischen Toslink-Anschluss. An USB-Anschlüssen herrscht kein Mangel. Gleich zwei USB-3.0-Buchsen plus ein USB-A-2.0-Anschluss stehen zum Auslesen von Festplatten und Memory-Sticks bereit.

Mit dem Silent Angel Munich MU lassen sich aber auch interne SSD-Speicher verwenden, die man nach einer ausführlichen Anleitung selbst einbauen muss – sofern man dazu nicht den Weg zum Fach