Die Kunst des Abspeckens

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Dr. Feickerts große Phonostufe Vero bot reichlich Ausstattung und Spitzenklang – für einen recht exklusiven Preis. Nun ist die kleine Schwester Vero S da, die am Komfort spart, an klangentscheidenden Stellen jedoch hinlangt.

Alexander Rose-Fehling

Der in stereoplay 2/21 getestete Vero-Phonoverstärker ist sehr ungewöhnlich. Er hat zwei Moving-Coil-Eingänge, zwei Moving-Magnet-Eingänge und zusätzlich sogar zwei Hochpegel-, also Line-Eingänge für Quellen wie CD-Spieler. Da er nicht nur in der Lautstärke regelbar, sondern darüber hinaus fernbedienbar ist, handelt es sich bei dem 5000-Euro-Gerät um eine Mischung aus Phonoamp und Vorstufe. Er hat ein eigenes Betriebssystem, ein Display, Balanceregler und eine feine Pegelanpassung für alle Eingänge.

Der Haken an der Sache: Vielen LP-Freunden würde der Klang sicher gut gefallen, nur wollen oder können sie die hohe Summe nicht ausgeben, zumal der Durchschnitts-Vinylist kaum sechs Eingänge benötigt. Und Fernbedienbarkeit ist zwar eine feine Sache, im Alltag aber nicht zwingend und in der Herstellung sehr teuer.

Alternative Phonostufe

Es war für Christian Feickert darum schon lange klar, dass eine sinnvoll reduzierte Version zu einem deutlich günstigeren Preis her muss. Auch die Kundschaft wünschte sich genau das. Von der ersten Idee bis zur Marktreife dauerte es dann aber doch vier Inkarnationsstufen und zwei Jahre. Hat halt auch Nachteile, wenn man alles selbst macht.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Vero S ist hübsch, sauber verarbeitet und trifft die goldene Mitte zwischen Unauffälligkeit und Hingucker. Er ist optisch dezent und macht dennoch was her.

Ein Blick unter die Haube zeigt, dass er sauber aufgebaut ist, mit Standardbauteilen, wie Feickert es nennt. Die Kunst besteht laut Entwickler nämlich darin, mit solchen Komponenten etwas Besonderes zu erreichen. Wobei man sagen muss, dass die nach Gehör ausgewählten („schöner Ton!“) Wima-Folienkondensatoren vielleicht kein exklusiver Luxus sind, aber eben doch ins Geld gehen, wenn man sie so zahlreich einbaut.

Die Schaltung entstammt im Wesentlichen dem großen Vero, unter anderem mit dem notwendigen Unterschied, dass die Stromversorgung im Gerät einfacher ausfallen musste, nicht zuletzt wegen des deutlich kleineren Gehäuses. Da die Vero S MC und MM-Tonabnehmersignale verstärkt und entzerrt, kann man ein paar Einstellungen vornehmen. Diese sind aber diesmal nicht in einem Menü untergebracht, sondern müssen nach Öffnen des Gehäuses auf der Pla