Live für die Insel

4 min lesen

Engländer pflegen alte HiFi-Traditionen und streben nach bestem Klang, nicht Komfort. So das Klischee. Der Cambridge CXN100 ist anders: Vollgepackt mit Streaming und App-Steuerung, klingt er auch noch dynamisch und mitreißend. Stefan Schickedanz

Mit britischem HiFi und der modernen Welt ist das so eine Sache. Wer mit reduzierten Anschlussmöglichkeiten, getrennten Einheiten für Laufwerk und Wandler oder auf das Klang-Wesentliche beschränkten Streamingkomponenten aufgewachsen ist, könnte den Engländern eine gewisse Ignoranz gegenüber modernem Musikgenuss unterstellen. Wozu Airplay, Bluetooth, Chromecast und die Protokolle diverser Streamingdienste einbauen, wenn es nicht dem Klang dient? Von App-Steuerung und Lautstärkeregelung im Netzwerkstreamer gar nicht zu reden.

Insofern könnte man den neuen Cambridge Audio CXN100 für einen Bruch mit der britischen HiFi-Tradition halten. Er beherrscht nicht nur alles an Zuspielmöglichkeiten, was die moderne digitale Welt so bereithalten mag. Er hat sogar eine famose App, diverse kabelgebundene Eingänge und einen vollwertigen digitalen Vorverstärker eingebaut. Wie verträgt sich das mit dem Anspruch, klassisches britisches HiFi zu bauen?

Zumindest vom audiophilen Standpunkt her ziemlich gut. Der 1050 Euro teure digitale Tausendsassa folgt dem CXN V2 nach, und schon der hatte keinen Grund zu Klagen über kompromissbehaftetes Streaming gegeben. Im neuen CXN100 ist ein D/A-Wandler der Extraklasse verbaut, der ESS Sabre32 ES9028Q2M Reference. Damit sind Auflösungen bis zu PCM mit 768 kHz Samplingfrequenz, 32 Bit Wortbreite oder auch DSD mit 512-facher Grund-Samplingfrequenz möglich. Letzteres entspricht immerhin der achtfachen Auflösung gegenüber der SACD und ihrem „Standard“DSD. Damit auf dem weiteren analogen Weg nichts verloren geht, stehen vollsymmetrisch beschaltete XLR-Ausgänge bereit. Klassisches Cinch gibt es natürlich obendrein.

Ein besonderes Augenmerk legten die Entwickler auf Taktung, Phasenverhalten und Dynamik in der Wandlerstufe des CXN100. Die im Wandlerchip genutzten Tiefpassfilter sind so weit optimiert, dass keine weiteren Bauteile mehr im Signalweg dahinter notwendig sind, um hochfrequente Frequenzanteile abzuschneiden. Entsprechend werden der neuen Wandler-Verstärkerstufe mehr Dynamik und mehr Auflösung zugesprochen.

Beides soll auch erhalten bleiben, wenn die ganze Einheit in den Vorverstärkerbetrieb versetzt wird. Eine Pegelabsenkung im Streamer lässt die Nackenhaare puristischer Highender in die Senkrechte schnellen, befürc